Fleischeslust

Gepökeltes kann Asthma verstärken

Gepökelte Fleischerzeugnisse sollten nicht allzu oft auf dem Speiseplan von Asthmapatienten stehen: Einer französischen Studie zufolge besteht, unabhängig vom Gewicht, ein Zusammenhang mit der Zunahme von Asthmabeschwerden.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Je höher der Verzehr an Gepökeltem, desto höher das Risiko für eine Verschlechterung des Asthmas.

Je höher der Verzehr an Gepökeltem, desto höher das Risiko für eine Verschlechterung des Asthmas.

© Kalle Kolodziej / Fotolia

VILLEJUIF. Regelmäßig gepökelte Fleischerzeugnisse zu essen, gilt in vielerlei Hinsicht als gesundheitsschädlich: Die WHO hat die Produkte letztes Jahr als karzinogen eingestuft. Das Risiko für chronische Erkrankungen wie KHK und Diabetes ist ebenfalls erhöht.

Auch zu Lungenschäden, COPD(-Exazerbationen) und Lungenkrebs werden Verbindungen gesehen. Neu auf der Liste sind Asthmabeschwerden. Laut einer prospektiven Studie aus Frankreich sind Asthmapatienten, die reichlich Wurst und Schinken essen, häufiger von einer Verschlechterung betroffen (Thorax 2016, online 20. Dezember).

Da Übergewicht das Risiko von Asthma(exazerbationen) erhöht, besteht die besondere Herausforderung einer Studie zu Ernährung und Asthma darin, den Einfluss des BMI korrekt zu berücksichtigen.

Wird der BMI als Störfaktor betrachtet und entsprechend adjustiert, besteht die Gefahr einer "Über-Adjustierung", falls der BMI ein vermittelnder Faktor ist. Die Autoren der aktuellen Studie haben daher Mediationsanalysen vorgenommen, mit denen direkte und indirekte Effekte voneinander getrennt werden können.

Kohortenstudie als Grundlage

Die zugrunde liegenden Daten stammen aus einer Kohortenstudie (EGEA), an der erwachsene Asthmapatienten, erstgradige Verwandte und Kontrollpersonen beteiligt waren; 42 Prozent von ihnen litten an Asthma. In den Jahren 2003–2007 beantworteten 971 Teilnehmer ausgedehnte Ernährungsfragebogen.

Der Verzehr von Wurst und Schinken wurde im Median mit 2,5 Portionen pro Woche beziffert (eine Portion entsprach etwa zwei Scheiben). Während der Nachbeobachtungszeit von im Mittel sieben Jahren kam es bei 20 Prozent der Teilnehmer zu einer Zunahme von Asthmabeschwerden wie Engegefühl in der Brust oder Atemnot in verschiedenen Situationen.

Der Anteil der Personen mit einer Symptomverschlechterung lag je nach Konsum von Wurst und Schinken – < 1, 1–3,9 oder = 4 Portionen pro Woche — bei 14, 20 oder 22 Prozent. Diejenigen, die die meisten gepökelten Fleischerzeugnisse aßen, waren allerdings auch häufiger Raucher und ernährten sich insgesamt kalorienreicher und mit mehr Natrium und mehr gesättigten Fettsäuren.

Aber auch nach Adjustierung für diese Risikofaktoren sowie für Alter, Geschlecht und körperliche Aktivität ergab sich in der Mediationsanalyse ein direkter Effekt von gepökelten Fleischprodukten auf die Asthmasymptomatik: Das Risiko für eine Verschlechterung lag in der Gruppe mit dem höchsten Verzehr um 76 Prozent höher als in der Gruppe mit dem geringsten.

Zusätzlich ließ sich ein indirekter Effekt, vermittelt über den Anstieg des BMI, feststellen. Hier betrug der Risikozuwachs aber nur 7 Prozent. Damit waren vom Gesamteffekt des Fleischprodukteverzehrs nur 14 Prozent auf den BMI zurückzuführen.

Schuld sind wohl Drittstoffe

"Das Ergebnis stützt die Hypothese, dass die Assoziation zwischen gepökeltem Fleisch und Asthma überwiegend mit anderen Mechanismen zusammenhängt", schreiben die Studienautoren um Zhen Li vom INSERM (Institut national de la santé et de la recherche médicale) 1168 in Villejuif.

So könnten die bei der Fleischverarbeitung zugesetzten Nitrite über nitrosativen und oxidativen Stress zu Lungenschäden und Asthma führen. Außerdem weise der Anstieg des C-reaktiven Proteins beim Verzehr der Fleischprodukte auf systemische Entzündungsvorgänge hin, die ein Asthma ebenfalls verschlimmern könnten.

In zwei vorausgegangenen US-Studien war kein Zusammenhang zwischen dem Konsum von Schinken und/oder Wurstwaren und Asthma gefunden worden. Li und Kollegen führen dies auf methodische Unterschiede zurück.

Die US-Studien hatte das Neuauftreten von Asthma untersucht. Außerdem war der BMI als Störfaktor und nicht als möglicher Mittler betrachtet worden. "Wenn man den BMI korrekt als potenziellen Mediator berücksichtigt, ist ein höherer Konsum von gepökelten Fleischprodukten mit einer Verschlechterung der Asthmasymptome über die Zeit assoziiert, nicht nur über einen indirekten, sondern auch über einen größeren direkten Effekt."

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