Aktuelle Studiendaten

Frühe ICS-Therapie nützt selbst bei leichtem Asthma

Auch Kinder mit leichtem Asthma profitieren von einer Dauertherapie mit inhalativen Kortikosteroiden (ICS), bestätigen neue Studiendaten. Und das gilt sogar für Kleinkinder.

Von Roland Fath Veröffentlicht:
Vor allem Kinder mit belastungsabhängigen Symptomen sollten möglichst frühzeitig mit ICS behandelt werden.

Vor allem Kinder mit belastungsabhängigen Symptomen sollten möglichst frühzeitig mit ICS behandelt werden.

© photomim / Fotolia

BERLIN. Viele Eltern asthmakranker Kinder wollen den Beginn einer Therapie mit inhalativen Kortikosteroiden (ICS) aus Angst vor Nebenwirkungen möglichst lange hinauszögern. Aber auch bei Kindern mit leichtem Asthma und vergleichsweise seltenen Symptomen ist eine antiinflammatorische ICS-Dauertherapie vorteilhaft, bestätigen neue Studiendaten.

"Vor allem Kinder mit belastungsabhängigen Symptomen sollten möglichst frühzeitig mit ICS behandelt werden", sagte Professor Antje Schuster, Universitätsklinik Düsseldorf, während des Allergo Update 2017 in Berlin zur "Ärzte-Zeitung". Das gelte auch für Kleinkinder im Alter unter drei Jahren, wenn die Diagnose Asthma gesichert sei. Am wirksamsten seien ICS bei frühkindlichem Asthma bei Kindern mit einer Sensibilisierung auf Aeroallergene und erhöhter Bluteosinophilie (=300 Zellen/µl), typisch für eine Typ-2-Entzündungsreaktion in den Atemwegen.

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Die Pädiaterin aus Düsseldorf belegte dies unter anderem mit Daten der aktuellen START-Studie bei insgesamt mehr als 7000 Patienten mit leichtem Asthma, darunter rund 2000 im Alter von 5 bis 10 Jahren (Lancet 2017; 389: 157-166), alle bisher ohne ICS-Dauertherapie. Randomisiert wurden die Studienteilnehmer über drei Jahre mit Budesonid (1 x täglich 400 oder 200 µg) oder Placebo behandelt.

Unabhängig von der Symptomhäufigkeit war in der Budesonid-Gruppe das Risiko einer erstmaligen schweren Asthma-bezogenen Komplikation um 40 bis 45 Prozent reduziert. Auch die Lungenfunktion und die Symptomkontrolle waren unter der ICS-Dauertherapie besser, betonte Schuster. In der Praxis setzt sie vor allem auf Fluticason und empfiehlt ein regelmäßiges Monitoring des Längenwachstums. Bei niedrig dosierter ICS-Therapie seien Wachstumsbeeinträchtigungen sehr unwahrscheinlich, so die Pädiaterin weiter.

In einer weiteren aktuellen Studie bei 300 Kleinkindern mit leichtem Asthma, die antientzündlich behandelt wurden, bestätigte sich die Wahl einer ICS-Dauertherapie insbesondere bei Kindern mit Typ-2-Entzündung als zu bevorzugende Strategie (J Allergy Clin Immunol 2016; 138: 1608-18). Diese Patienten sprachen darauf deutlich besser an als auf die tägliche Einnahme eines Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten oder eine Bedarfstherapie mit ICS, berichtete Schuster. Letztere wird in Leitlinien nicht empfohlen. Mindestens sollte nach ihren Angaben über drei Monate täglich mit ICS behandelt werden, bevor ein Auslassversuch erwogen wird.

Eine Herausforderung bleibt allerdings die sichere Diagnose eines Asthma bronchiale und die Unterscheidung von einer obstruktiven Bronchitis bei Kindern im Vorschulalter, berichtete die Pädiaterin aus Düsseldorf. Die Ergebnisse von Bronchospasmolysetests seien in dieser Altersgruppe laut Studien sehr heterogen, und der FEV1-Wert sei häufig nicht messbar.

Von Kleinkindern mit rezidivierenden obstruktiven Bronchitiden seien solche mit persistierendem Giemen bereits vor dem dritten Lebensjahr und im weiteren Verlauf am stärksten Asthma-gefährdet. Außerdem sei bei diesen Kindern eine allergologische Diagnostik sinnvoll. Denn eine Sensibilisierung auf jedwedes inhalatives Allergen (Hausstaubmilbe, Hund, Katze, Pollen) korreliert mit einem mehr als siebenfach erhöhten Asthmarisiko.

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