Vorteile einer Verhaltenstherapie

Asthmatherapie beim Kind ist für Eltern eine Kopfsache!

Sowohl die Eltern asthmakranker Kinder als auch die kleinen Patienten selbst profitieren von einer kognitiven Verhaltenstherapie, die auf das Achtsamkeit der Eltern abzielt. In einer Studie gingen daraufhin auch die Asthmasymptome bei den Kindern zurück.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:
Gruppensitzung: Mit Hilfe einer kognitiven Verhaltenstherapie lernen Eltern asthmakranker Kinder, mit der Krankheit ihres Kindes besser umzugehen. Das nützt Eltern und Kindern.

Gruppensitzung: Mit Hilfe einer kognitiven Verhaltenstherapie lernen Eltern asthmakranker Kinder, mit der Krankheit ihres Kindes besser umzugehen. Das nützt Eltern und Kindern.

© KatarzynaBialasiewicz / Getty Images

HONGKONG. Viele Eltern neigen dazu, ihre asthmakranken Kinder in Watte zu packen. Jedes noch so geringe Symptom wird häufig als Bedrohung gesehen und zum Anlass genommen, das Kind besonders zu schonen oder gleich mit ihm zum Arzt zu gehen. Ein derart überängstliches Verhalten trägt jedoch eher zur Verschlechterung des Asthmas bei, wie Studien nahelegen.

Ein Forscherteam aus Hongkong hat untersucht, inwieweit sich das elterliche Katastrophisieren mithilfe eines verhaltenstherapeutischen Ansatzes, der sogenannten Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT), verbessern lässt und wie sich dies auf die Gesundheit der Kinder auswirkt (Pediatrics 2019; online 18. Januar).

Psychische Flexibilität stärken

Ziel der ACT ist es, die psychische Flexibilität zu stärken: Durch Einüben von Verhaltensweisen wie Achtsamkeit und Akzeptanz soll die Person darin bestärkt werden, Vermeidungsverhalten aufzugeben und, je nachdem, was persönliche Zielsetzungen beziehungsweise die jeweilige Situation erfordern, entschlossen und engagiert zu handeln.

An der Studie nahmen 168 Eltern-Kind-Paare teil. Die Kinder waren 3 bis 12 Jahre alt und wurden wegen ihres Asthmas in einer von zwei Hongkonger Kliniken ambulant behandelt.

Das Team um Yuen-yu Chong von der Hong Kong Polytechnic University stellte in einem randomisierten Design zwei Eltern-Kind-Gruppen gegenüber: Die Eltern der Kontrollgruppe erhielten ein zweistündiges Informationsgespräch, in dem sie zur Überwachung der Asthmasymptome, zum Einsatz von Medikamenten und zum Umgang mit Asthmaanfällen geschult wurden.

Der Interventionsgruppe (ACT-Gruppe) wurden zusätzlich vier wöchentliche Gruppensitzungen zu je zwei Stunden angeboten. Dabei wurden die Eltern angehalten, sich über ihre Emotionen bezüglich der Erkrankung ihres Kindes klar zu werden und zu reflektieren, inwieweit sie durch ihr eigenes Stressverhalten noch mehr Stress erzeugten.

ACT-Gruppe besucht den Arzt seltener

Primärer Endpunkt der Studie war die Häufigkeit der asthmabedingten Besuche in der Notaufnahme. Sechs Monate nach Abschluss der Sitzungen hatten die Eltern der ACT-Gruppe die Notaufnahme nur ein Fünftel so häufig aufgesucht wie die aus der Kontrollgruppe. Auch niedergelassene Ärzte wurden seltener frequentiert. Die Kinder der ACT-Gruppe hatten signifikant weniger Asthmasymptome, sowohl tagsüber als auch nachts. (Letztere hatten die Forscher nach den Maßgaben der Global Initiative for Asthma erfragt ).

Mögliche Verzerrungen durch Alter und Geschlecht des betreffenden Elternteils/Kindes, Anwendung inhalativer Kortikoide, Jahreszeit bei Studieneintritt sowie durch Haushaltseinkommen und Familienstand wurden in der Analyse rechnerisch eliminiert.

Laut Chong und Kollegen hatten auch die Eltern selbst von der Intervention profitiert: In einem Fragebogen berichteten sie ein halbes Jahr nach Abschluss der Sitzungen, weniger von Schuldgefühlen, Ängsten, Ärger und Sorgen geplagt zu sein; auch Stresssymptome hatten deutlich abgenommen. Dies resultierte in einer deutlich verbesserten Lebensqualität (erfasst mit dem PACQL: Pediatric Asthma Caregiver’s Quality of Life-Fragebogen).

Die Forscher vermuten, dass die positiven Veränderungen bei den Eltern unmittelbar mit den gesundheitlichen Effekten bei den Kindern zusammenhängen. Frühere Studien hätten gezeigt, dass Eltern durch ihr Verhalten deutlichen Einfluss darauf nehmen, wie Kinder ihre Asthmasymptome interpretieren, vor allem, als wie bedrohlich sie diese empfinden.

Welche Rolle die psychische Flexibilität in diesem Zusammenhang spiele, müssten allerdings künftige Studien zeigen, so die Autoren. Es stehe zumindest zu hoffen, dass Eltern, die nach dem ACT-Training weniger ängstlich geworden seien, ihre Kinder besser zu adaptiven Bewältigungsstrategien ermutigen könnten.

Effekte einer Verhaltenstherapie

  • Nach einer Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) hatten Eltern die Notaufnahme wegen Asthmasymptomen ihres Kindes nur ein Fünftel so häufig aufgesucht wie die Eltern in der Kontrollgruppe.
  • Die Kinder der ACT-Gruppe hatten signifikant weniger Asthmasymptome, sowohl tagsüber als auch nachts.
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