Gestärkte Lunge, weniger Infekte - Sport tut Mukoviszidose-Kranken gut

HEIDELBERG (bd). Dürfen Mukoviszidose-Kranke Sport treiben? "Sie sollen es sogar" bekräftigt Professor Helge Hebestreit aus Würzburg. Besonders Ausdauersport bessere die Lungenfunktion der Patienten.

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Gut geeignet bei Mukoviszidose sind etwa Laufen, Joggen, Radfahren oder Krafttraining mit Gewichten. Die günstigen Effekte des Ausdauertrainings seien in vielen Studien untermauert worden, sagte der Pädiater: Das Herz-Kreislaufsystems werde leistungsfähiger, die Lungenfunktion gestärkt und Kraft und Muskelmasse nähmen zu. Zudem verbessere sich die Lebensqualität der Patienten.

    Alle 20 Minuten ist ein Glas Wasser mit Zucker und Salz zu empfehlen.
   

Ein weiterer Pluspunkt: Der Schleim in den Atemwegen kann beim Sport leichter abgehustet werden. Nach Untersuchungen scheint sich bei Patienten mit cystischer Fibrose (CF) auch die Infektanfälligkeit zu mindern, wie Hebestreit bei einem Symposium des Mukoviszidose-Zentrums in Heidelberg berichtet hat. Auch die überaktive Ionenkanalfunktion in den Schleimhäuten werde gehemmt, die ja letztlich die Ursache für die fortschreitende Zerstörung der Lunge sei.

Indirekte Hinweise sprechen nach Angaben des Pädiaters dafür, daß durch Sport auch das Leben der CF-Patienten verlängert werden kann. Sport zeige dabei schon nach kurzer Zeit seine Wirkung, sagte Hebestreit. Dies sei in einer Studie aus Australien belegt worden.

Patienten, die sich für eine stationäre Antibiotika-Therapie in der Klinik aufhielten, wurden in drei Gruppen eingeteilt. In einer Gruppe gab es über zweieinhalb Wochen fünf mal pro Woche ein zusätzliches Krafttraining, in der zweiten ein Ausdauertraining, und in der Kontrollgruppe das Standardprogramm mit Ernährungs- und Physiotherapie.

Vor allem das Krafttraining verbesserte die Lungenfunktion der Patienten erheblich, und die Muskelmasse nahm deutlich zu. In einer anderen Untersuchung sei auch über zwei Jahre ein ähnlich positiver Effekt von Kraft- und Ausdauersport auf die Leistungsfähigkeit, Lungenfunktion und Lebensqualität erzielt worden, so der Kinderarzt. Jede Bewegung sei besser als keine.

Oft werde Sport aus Angst vor den Risiken immer noch gemieden. Risiken gebe es zwar, diese seien aber gut abschätzbar. Einige Grundregeln müßten befolgt werden: So dürfe die Sauerstoffsättigung unter Belastung bei CF-Patienten nicht unter 90 Prozent abfallen. Diese Gefahr bestehe jedoch nicht, wenn eine individuelle, ergometrisch bestimmte Herzfrequenzgrenze nicht überschritten werde. Und: Flüssigkeits- und Salzverlust beim Sport müßten konsequent ausgeglichen werden. Die Faustregel lautet: Alle 20 Minuten ein Glas Wasser mit Zucker und einer Messerspitze Salz zu trinken.

Risiken beim Sport ergäben sich hauptsächlich für schwerkranke CF-Patienten, und diese könne man in einer Sporttauglichkeitsuntersuchung und mit entsprechenden Untersuchungen wie EKG, Echokardiographie und -  bei Verdacht auf bronchiale Hyperreagibilität -  die Messung der Lungenfunktion vor und nach Belastung erkennen.

Bei vielen jungen und ansonsten gesunden CF-Patienten reiche aber schon eine normale kinderärztliche Untersuchung mit sorgfältiger Anamnese und eingehender körperlicher Untersuchung. Geachtet werden sollte dabei besonders auf den Ernährungszustand, den Zustand der Knochen und die Größe von Leber und Milz. Wichtig sei es, die Befunde eingehend mit den Patienten oder ihren Angehörigen zu besprechen.

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