Mit Ultraschall erkennt man Pneumothorax und Infiltrate gut

JENA (ner). Die Sonographie eignet sich offenbar gut zur raschen Pneumothorax-Diagnostik, haben Jenaer Pneumologen festgestellt. Geeignet ist jedes Ultraschall-Gerät. Tragbare Geräte können bei Notfällen nützlich sein.

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Die Pneumologin Dr. Angelika Reißig und ihre Kollegen von der Universitätsklinik in Jena haben in einer prospektiven Studie die Aussagekraft der Thoraxsonographie im Vergleich zum Thoraxröntgen getestet.

Dazu wurden 100 Männer und Frauen, die sich einer transbronchialen Biopsie unterziehen mußten oder bei denen eine Pleura-Ergußdrainage erforderlich war, drei Stunden nach dem Eingriff erst sonographiert und dann wie üblich geröntgt. Die Thoraxsonographie wurde mit einem 5-MHz-Konvexschallkopf vorgenommen.

Bei einem Patienten trat ein Pneumothorax und bei acht weiteren Patienten ein Seropneumothorax auf. Die Treffsicherheit der Sonographie betrug 100 Prozent, sagte Reißig zur "Ärzte Zeitung".

Damit sei die Methode überall dort rasch anwendbar, wo nicht sofort ein Röntgengerät zur Verfügung steht, zum Beispiel in der ambulanten Versorgung, in Notarzt-Wagen oder in Flugzeugen. "Sie können schnell einen Pleuraerguß oder einen Pneumothorax sehen. Sie können sehen, ob der Patient eine Lungenembolie oder auch eine Pneumonie hat."

Es werden systematisch alle Interkostalräume geschallt

Es werden systematisch alle Interkostalräume des betroffenen Hemithorax geschallt, wobei stets die Lageabhängigkeit der freien Luft beachtet werden muß. Die Untersuchung dauert etwa zehn Minuten. Kennzeichnend für den Pneumothorax im Ultraschall-Bild sind zum Beispiel Wiederholungsechos in Form von echoreichen, zueinander parallel verlaufenden Linien.

Umgekehrt schließen Kometenschweif-Artefakte - echoreiche, also weiße Reflexe mit ebensolchen länglichen Streifen dahinter - einen Pneumothorax aus, da dieser Effekt nur an einer belüfteten Lungenoberfläche entsteht.

Es gebe allerdings auch Einschränkungen der Ultraschall-Diagnostik, betont Reißig. Bei erheblicher Adipositas, oder wenn ein Hautemphysem besteht, ist die Pneumothorax-Diagnostik per Sonographie nur eingeschränkt oder nicht möglich.

Desweiteren kann sonographisch nicht die Tiefenausdehnung des Pneumothorax bestimmt werden. Dafür ist ihrer Meinung nach weiterhin stets die Röntgenaufnahme erforderlich. Sei die Sonographie allerdings in Ordnung, könne man dem Patienten das Röntgen ersparen.

Die transthorakale Sonographie wird bereits seit Jahren zur Diagnostik bei Patienten mit Pleuraerguß angewendet. Inzwischen liegen auch Erfahrungen etwa bei parenchymatösen Lungenerkrankungen oder bei Lungenembolie vor.

So waren die Jenaer Pulmologen an einer großen Multicenter-Studie mit 352 Patienten beteiligt, in der Lungenembolien mit einer Sensitivität von 74 Prozent und einer Spezifität von 95 Prozent sonographisch erkannt worden sind (Chest 128, 2005, 1531).

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