Pneumonie

Plädoyer für PCT-Schnelltests

Einzelmaßnahmen dürften für eine Eindämmung der Antibiotikaresistenzen nicht ausreichen. Gefragt sind eine bessere Pipeline und rationalere Verordnungsstrategien.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
Ärztin auf der Suche nach Zeichen einer Pneumonie. Gezielte Diagnostik erleichtert die Entscheidung: Antibiotika ja oder nein?

Ärztin auf der Suche nach Zeichen einer Pneumonie. Gezielte Diagnostik erleichtert die Entscheidung: Antibiotika ja oder nein?

© Elnur / fotolia.com

BERLIN. Professor Norbert Suttorp von der Medizinischen Klinik für Infektiologie und Pneumologie der Charité Berlin, Campus Virchow-Klinikum, plädierte dafür, finanzielle Anreize zu schaffen, damit die Entwicklung neuer Antibiotika für die pharmazeutischen Unternehmen attraktiver wird.

"Wir müssen die Antibiotika-Pipeline besser füllen. Dass heute noch neue Antibiotika-Klassen klinisch untersucht werden, ist eine absolute Rarität geworden", sagte er.

Zusätzlich sei es im Kampf gegen Resistenzen und Multiresistenzen aber auch erforderlich, Antibiotika gezielter einzusetzen als bisher. In der Klinik könne das durch so genannte Antibiotic Stewartship-Programme geschehen.

 Hier werden in Abhängigkeit von der lokalen Resistenzsituation relativ rigide Vorgaben für den Einsatz von Antibiotika und für die Auswahl des Antibiotikums gemacht.

Eine größere Stellschraube ist für Suttorp aber die ambulante Medizin, wo weiterhin ein Großteil der Antibiotika verordnet wird: "Jede Tonne Antibiotika, die unnötig eingesetzt wird, erhöht den Resistenzdruck", so Suttorp bei einer Veranstaltung im Vorfeld des DGIM-Kongresses 2013, der vom 6. bis 9. April in Wiesbaden stattfindet.

PCT-Schnelltest

Suttorp plädierte vehement für eine konsequente Anwendung und Finanzierung von Procalcitonin (PCT)-Schnelltests in den Arztpraxen, um jene Patienten zu identifizieren, die von einem Antibiotikum profitieren beziehungsweise nicht profitieren.

Er gab allerdings zu, dass die Umsetzung dieser Empfehlung solange schwierig ist, wie eine Packung einfacher Antibiotika deutlich günstiger ist als ein Test.

Ärzten, die PCT einsetzen möchten, empfiehlt Suttorp, alle Patienten zu testen, die mit ausgeprägten, potenziell antibiotikabedürftigen infektbedingten Beschwerden der oberen Atemwege die Praxis aufsuchen, außerdem alle Patienten mit ambulanten Pneumonien und COPD-Exazerbationen.

Vom Testergebnis wird dann die Entscheidung für oder gegen ein Antibiotikum abhängig gemacht.

Kürzere Behandlungszeit möglich

PCT kann auch dabei helfen, die Dauer einer Antibiotikatherapie zu steuern. Von pauschalen Empfehlungen à la "die Packung zu Ende nehmen" oder "sieben bis zehn Tage Antibiotika" hält Suttorp nichts.

Dass dadurch Resistenzen verhindert würden, sei eine Legende, so der Experte. In vielen Fällen könne kürzer behandelt werden, als das derzeit üblich sei, so Suttorp.

Als weitere mögliche Strategie gegen die Resistenzentwicklung betrachtet Suttorp neuere Therapieansätze, die Abwehr beziehungsweise Widerstandskraft des Wirts zu unterstützen: "Solche immunologischen Ansätze verringern den Selektionsdruck auf das Pathogen und erhöhen ihn nicht, wie das bei einem Antibiotikum der Fall ist."

Dieses Feld ist derzeit allerdings noch Gegenstand der Forschung.

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