Nasenschleimhaut

Neue Perspektiven bei chronischer Rhinosinusitis

Bei der chronischen Rhinosinusitis steht heute die antientzündliche Therapie im Vordergrund. Neuere immunologische Erkenntnisse wie auch die Erforschung des Mikrobioms der Nasenschleimhaut könnten das Therapiespektrum künftig erweitern.

Von Angelika Bauer-Delto Veröffentlicht:
Neue Erkenntnisse könnten das Therapiespektrum bei chronischer Rhinosinusitis künftig erweitern.

Neue Erkenntnisse könnten das Therapiespektrum bei chronischer Rhinosinusitis künftig erweitern.

© Knut W. / fotolia.com

WIESBADEN. Die chronische Rhinosinusitis (CRS) ist definiert als Entzündung der Nasen- und Nebenhöhlenschleimhäute, die über mehr als drei Monate andauert. Dabei werden Formen mit oder ohne Nasenpolypen unterschieden. In der medikamentösen Behandlung steht eine antientzündliche Therapie mit nasalen sowie systemischen Steroiden im Vordergrund.

Antibiotika werden eher zurückhaltend eingesetzt, erläuterte Privatdozent Dr. Martin Wagenmann von der Universitäts-HNO-Klinik Düsseldorf beim 9. Deutschen Allergiekongress in Wiesbaden. Ergänzend ist eine Nasenpflege mit Salben und Cremes oder Spülungen sinnvoll.

Chirurgische Maßnahmen kommen in Frage, wenn die medikamentöse Therapie nicht den gewünschten Erfolg zeigt.

Immuntherapien auf dem Prüfstand

Ausmaß und Art der Entzündung werden durch Zytokine reguliert. Bestimmte Freisetzungsmuster beeinflussen Schleimhautveränderungen und klinischen Verlauf.

Neuere Untersuchungen weisen darauf hin, dass das immunologische Profil auch einen Einfluss darauf hat, ob es nach einer chirurgischen Sanierung einer chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen zu einem Rezidiv kommt, berichtete Wagenmann.

So waren bei Rezidiv-Patienten zum Zeitpunkt des chirurgischen Eingriffs IgE-Spiegel, spezifisches IgE gegen Staphylococcus aureusEndotoxin, ECP (eosinophil cationic protein) und IL-5 signifikant höher und IFN-gamma signifikant niedriger als bei Rezidiv-freien Patienten (Am J Rhinol Allergy 2014; 28(3): 192-198).

Eine Placebo-kontrollierte Studie bei 24 Patienten mit Nasenpolypen und Asthma ergab, dass der Anti- IgE-Antikörper Omalizumab Nasenpolypen signifikant reduziert und auch andere Symptome einer chronische Rhinosinusitis wie nasale Obstruktion, anteriore Rhinorrhoe, Riechstörungen, Giemen und Dyspnoe bessert, unabhängig davon, ob ein allergisches Asthma vorlag oder nicht (J Allergy Clin Immunol 2013; 131: 110-116).

Weitere Studien sind jedoch erforderlich, um das therapeutische Potenzial bei der CRS zu evaluieren, sagte Wagenmann. Denkbar sei in der Zukunft auch ein Einsatz von Anti-IL-5-Antikörpern.

Diversität des Mikrobioms reduziert

Aus der Mikrobiom-Forschung kommen ebenfalls interessante Hinweise, die das therapeutische Spektrum erweitern könnten, berichtete der Experte.

Ein Vergleich von Patienten mit und ohne chronische Rhinosinusitis ergab, dass die Bakterienvielfalt bei der CRS signifikant reduziert ist. Während Milchsäurebakterien dezimiert waren, trat dagegen Corynebacterium tuberculostearicum übermäßig auf.

Im Mausmodell konnte das pathogene Potenzial von C. tuberculostearicum bestätigt und gezeigt werden, dass ein ausgewogenes Mikrobiom vor einer übermäßigen Verbreitung dieses Bakteriums schützt.

Darüber hinaus hatte Lactobacillus sakei einen protektiven Effekt gegenüber einer Infektion der Nasen- und Nebenhöhlenschleimhäute mit C. tuberculostearicum, sogar wenn die sonstige bakterielle Diversität reduziert blieb.

 Aus diesen Befunden lassen sich künftig möglicherweise interessante Ansätze für eine probiotische Therapie der chronischen Rhinosinusitis ableiten, sagte Wagenmann.

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