Neuer Fußboden

Eine Gefahr für Schwangere?

Ein neuer Fußboden im Wohnumfeld von Schwangeren erhöht das Risiko für Atemwegsbeschwerden bei Kleinkindern, wie eine aktuelle Studie zeigt. Grund sind Ausdünstungen des Materials.

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LEIPZIG. In einer Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und des Städtischen Klinikums "St. Georg" wurden die Auswirkungen von flüchtigen organischen Verbindungen in den Monaten vor und nach der Geburt auf Atemprobleme in der frühesten Kindheit überprüft.

Dabei zeigte sich, dass ein neuer Fußboden im Wohnumfeld von Schwangeren das Risiko von Kleinkindern, im ersten Lebensjahr an Atemwegsbeschwerden zu leiden, deutlich erhöht (Environment International 2014; 73: 393-401).

Die Wissenschaftler empfehlen daher, zumindest während der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr nicht zu renovieren.

Grob geschätzt könnten soallein in Deutschland pro Jahr circa 20.000 Fälle von Giemen bei Kleinkindern, die eine ärztliche Behandlung erfordert, vermieden werden, heißt es in einer Mitteilung des UFZ.

Veränderungen im Immunsystem der Schwangeren

Ursache dieser Gesundheitsbelastungen können erhöhte Konzentrationen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) wie Styrol oder Ethylbenzol in den Wohnräumen sein, die aus den neuen Fußböden ausdünsten und dann über die Atemluft aufgenommen werden.

 Besonders gefährdet sind Kinder, deren Mutter oder Vater bereits unter Asthma, Heuschnupfen oder anderen allergischen Erkrankungen gelitten haben. Bei diesen Kindern verfünffacht sich das Risiko.

Frühere Studien aus Leipzig hatten bereits gezeigt, dass die Schadstoffe aus den Wohnungsrenovierungen zu Veränderungen im Immunsystem der Schwangeren führen.

Bei der Auswertung der Studiendaten zeigte sich, dass Renovierungen nach der Geburt des Kindes viel geringere Auswirkungen auf Atemwegsprobleme hatten als während der Schwangerschaft.

Mit neuen Fußböden bis weit nach der Geburt warten

Daher die Empfehlung, mit neuen Fußböden bis weit nach der Geburt zu warten.

Die Untersuchungen wurden im Rahmen der LiNA-Studie vorgenommen, die Mutter-Kind-Paare seit der Schwangerschaft beobachtet, um die Auswirkungen von Umwelteinflüssen und Lebensgewohnheiten auf Gesundheit und Wohlbefinden zu erforschen.

Die Studie schließt sowohl regelmäßige Fragebogenerhebungen als auch Schadstoffmessungen in den Wohnungen und deren Umfeld sowie Labor- und ärztliche Untersuchungen ein. In die Untersuchung flossen Daten von 465 Leipziger Müttern und deren Kindern ein.

Die Renovierungen wurden per Fragebogen ermittelt und die Schadstoffbelastung per Passivsammler gemessen. Über zwei Drittel der Familien renovierten bereits während der Schwangerschaft die Wohnung.

In jeder sechsten Wohnung wurde dabei auch der Fußboden erneuert. (eb)

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