Schwangerschaft

Viel Feinstaub, viel Frühgeburten

Bis zu 19 Prozent mehr Risiko: Schwangere, die höheren Konzentrationen an Feinstaub ausgesetzt sind, bringen ihre Kinder häufiger vor der 37. Woche zur Welt - so eine Studie.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Eine hohe Feinstaub-Belastung in der Schwangerschaft erhöht das Risiko um 19 Prozent.

Eine hohe Feinstaub-Belastung in der Schwangerschaft erhöht das Risiko um 19 Prozent.

© Fuse / Thinckstock.com

CINCINNATI. Es gibt eine Reihe von Vermutungen, auf welche Weise sich Feinstaub ungünstig auf den Verlauf einer Schwangerschaft auswirken könnte. Möglicherweise gelangen toxische Substanzen über die Lunge in den Blutkreislauf, es könnten sich oxidativer Stress und entzündliche Reaktionen entwickeln. Denkbar ist auch, dass das Gleichgewicht im autonomen Nervensystem gestört wird. Ein Zusammenwirken dieser Faktoren ist nicht unwahrscheinlich.

Ob sich eine höhere Belastung mit Feinstaub tatsächlich auf die Frühgeburtenrate auswirkt, hat ein Forscherteam um Emily DeFranco von der University of Cincinnati untersucht (Environ Health 2016; 15: 6). Im Zuge einer Kohortenstudie analysierten die Wissenschaftler die Angaben zu knapp 225.000 Einlingsgeburten. Von gut 19.000 Kindern waren die Mütter vor der 37. Woche niedergekommen, die Frühgeburtsrate betrug 8,5 Prozent.

17 bis 20 Prozent der untersuchten Frauen waren mindestens ein Trimenon lang durchschnittlichen Feinstaubkonzentrationen von mehr als 15 µg/m3 ausgesetzt gewesen. Die Konzentration bezog sich auf lungengängigen Feinstaub (PM2,5). 11 Prozent der Frauen lebten während ihrer gesamten Schwangerschaft mit einer solchen Belastung. Beim Vergleich der Feinstaublast fiel eine erhöhte Exposition in der Gruppe jener Frauen auf, deren Kinder zu früh auf die Welt gekommen waren.

Dabei betrafen die Unterschiede vor allem das erste und dritte Trimenon. In der Frühgeburtengruppe waren 23,0 Prozent der Frauen im ersten Trimenon erhöhten Konzentrationen ausgesetzt, bei den Frauen, die termingerecht entbunden hatten, waren es 21,8 Prozent (p < 0,001). Im zweiten Trimenon war der Unterschied (17,3 versus 17,4 Prozent; p = 0,835) nicht signifikant. Statistisch bedeutsam war die Differenz erneut im dritten Trimenon, mit 22,8 Prozent in der Frühgeburtengruppe und 18,9 Prozent in der Gruppe mit fristgerechter Niederkunft (p < 0,001).

Aus den Daten errechneten DeFranco und Mitarbeiter eine Steigerung des Frühgeburtsrisiko von 19 Prozent, falls die Feinstaublast im Durchschnitt die gesamte Schwangerschaft über erhöht gewesen war. Für die einzelnen Abschnitte fiel die Kalkulation für das dritte Trimenon am schlechtesten aus. Lag die durchschnittliche Feinstaublast während dieses Zeitraums bei 15 µg/m3 oder höher, traten Frühgeburten um 28 Prozent häufiger auf. 17,2 Prozent aller Frühgeburten in der stark exponierten Gruppe waren der Feinstaubbelastung zuzuschreiben, auf die Gesamtpopulation bezogen lag der Anteil bei 2,2 Prozent.

Eine PM2,5-Konzentration von 15 µg/m3 ist der in den USA geltende Grenzwert für den Mittelwert über drei Jahre. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt einen Jahresmittelwert von 10 µg/m3. Großzügiger wird das Problem in Europa gehandhabt, der Zielwert für das Jahresmittel der PM2,5-Konzentration liegt hier bei 25 µg/m3.

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