Höhenkrankheit

Das passiert mit dem Körper in großer Höhe

Was genau die Symptome der akuten Bergkrankheit auslöst, ist nur teilweise geklärt. Fest steht aber: Mit steigender Höhe passiert im Körper so einiges.

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FREIBURG. Mit der Höhe fällt der Luftdruck, und der Sauerstoffpartialdruck in der Luft sinkt. Damit nimmt auch der arterielle Sauerstoffpartialdruck ab. Der Körper reagiert mit erhöhter Atem- und Herzfrequenz.

Er kompensiert damit den verringerten Sauerstoffgehalt im Blut pro Herzschlag. Daher kann in großer Höhe nicht dieselbe körperliche Leistung abgerufen werden wie im Tiefland.

In den nächsten Tagen und Wochen, vorausgesetzt sie werden weiter in großer Höhe verbracht, reagiert der Körper mit einem Anstieg des pulmonalarteriellen Drucks, und die Hämoglobinkonzentration nimmt zu - die erhöhte Atemfrequenz bleibt bestehen.

Ab 4000 m keine Verbesserung mehr möglich

Dadurch verbessert sich mit der Zeit die submaximale Leistungsfähigkeit. Bei Höhen über 4000 m jedoch könne die maximale Sauerstoffkapazität trotz Akklimatisation nicht weiter verbessert werden, erläutert Professor Stephan Sorichter aus Freiburg.

Durch die Akklimatisation werde die Durchblutung zuungunsten der Muskulatur umverteilt, das Herzminutenvolumen nehme nicht zu (Pneumonews 2015; 7(4): 41-47).

Womit also muss jemand rechnen, der sich in große Höhen begibt? Spürbar sind die Belastungsdyspnoe, Schwindel, verstärkte Diurese und verminderte Schlafqualität.

Ab etwa 2500 bis 3000 m spüren bis zu 25 Prozent der Reisenden aus dem Tiefland Symptome der akuten Bergkrankheit wie Unwohlsein, Kopfschmerzen und Übelkeit. Der Höhepunkt werde häufig nach der ersten Nacht in einer neuen Höhe erreicht, begünstigt durch vorherige intensive körperliche Anstrengung, schreibt Sorichter.

Das hängt vermutlich mit dem beeinträchtigten Gasaustausch in der Lunge bei interstitiellem Lungenödem zusammen. Genau geklärt ist dies ebensowenig wie das Zustandekommen der migräneartigen frontalen Kopfschmerzen. Weder eine Aktivierung des trigemino-vaskulären Systems noch relevante Gehirnschwellungen konnten nachgewiesen werden.

Mikroblutungen im Gehirn

Bei Überlebenden eines Höhenhirnödems sind in Magnetresonanztomografien des Gehirns Mikroblutungen im Corpus callosum nachgewiesen worden. "Hauptursache für den letalen Verlauf ist aber die Einklemmung des Hirnstammes als Folge der Hirnschwellung", erklärt Sorichter.

Beim Höhenlungenödem wird hypoxiebedingt und wahrscheinlich genetisch determiniert von einer überschießenden und inhomogenen pulmonalarteriellen Vasokonstriktion ausgegangen. Diese dürfte aber nicht der einzige Faktor sein. Der hohe pulmonale Druck und der erhöhte pulmonale Blutfluss schädigen die Kapillaren, es treten Flüssigkeit und Proteine ins Interstitium bis zur Alveole aus.

Zudem scheint die Endothelfunktion beeinträchtigt und die Bioverfügbarkeit von Stickoxid vermindert zu sein. Und es stehen zu wenig vasoaktive Substanzen wie Endothelin und Angiotensin II zur Verfügung. Weil membranständige Natriumkanäle unzureichend arbeiten, schafft es der Körper nur schwer, das entstehende Ödem abzutransportieren.

Sorichter: "Zu bedenken ist immer, dass eine schwere Hypoxämie auch zu einem konkomitierendem Höhenhirnödem führt." Lungenödeme, die bereits unterhalb von 3000 m auftreten, hätten dagegen andere Ursachen, meist eine latente Linksherzinsuffizienz. (ner)

Lesen Sie dazu auch: Urlaub in den Bergen: Da bleibt mir die Luft weg

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