Prävention

Spiel im Freien schützt Kinder vor Fehlsichtigkeit

Nach aktuellen Studiendaten lässt sich Kurzsichtigkeit mit viel Tageslicht im Kindesalter vorbeugen.

Veröffentlicht:

BOCHUM/MÜNCHEN. Gegen Fehlsichtigkeit gibt es offenbar eine einfache Maßnahme zur Prävention: Helles Licht fördert die Freisetzung von Dopamin in der Netzhaut und verhindert das Längenwachstum des Augapfels, berichten die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) und die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) in einer Mitteilung.

Bei der Myopie ist in der Regel der Augapfel zu lang und damit die Entfernung der Hornhaut und Linse von der Netzhaut größer als normal. Begünstigende Faktoren werden erforscht. So hat eine Studie bei Inuit in Alaska schon 1969 ergeben, dass westlicher Lebensstil mit deutlich erhöhten Myopie-Raten einhergeht.

Ebenso scheint "Naharbeit" wie viel Lesen Kurzsichtigkeit begünstigt (Ophthalmology 2014; 121: 2047). Die Pathogenese ist jedoch ungeklärt, wie Professor Frank Schaeffel vom Forschungsinstitut für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen in der Mitteilung betont.

"Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass der Aufenthalt im Freien bei Kindern einer Kurzsichtigkeit entgegenwirkt - vermutlich wegen der besseren Lichtverhältnisse", so der DOG-Experte. Denn in Innenräumen werden meist nicht mehr als 500 Lux erreicht, im Freien dagegen an sonnigen Tagen etwa 10.000 Lux sogar im Schatten.

Kurzsichtigkeit lasse sich möglicherweise verhindern, wenn Kinder täglich etwa drei Stunden mindestens 10.000 Lux ausgesetzt sind, heißt es in einem Übersichts-Artikel im Fachblatt "Nature" (Nature 2015; 519: 276).

Im Tiermodell konnte ein Zusammenhang von Licht mit Dopamin gezeigt werden. Wurde Küken der Dopamin-Hemmstoff Spiperone ins Auge injiziert, ließ sich damit der schützende Effekt des Lichts wieder aufheben.

Das Fazit von DGE-Mediensprecher Professor Helmut Schatz: "Diese Erkenntnisse sind nicht nur ein Meilenstein für die Myopie-Forschung, sie zeigen auch die Bedeutung der Endokrinologie als interdisziplinäre Wissenschaft." (eb)

Mehr zum Thema

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

Rote-Hand-Brief zu Atropinsulfat

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Hämatologe gibt Tipps

Krebspatienten impfen: Das gilt es zu beachten

Lesetipps
Eine pulmonale Beteiligung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann sich mit Stridor, Husten, Dyspnoe und Auswurf manifestieren. Sie zeigt in der Lungenfunktionsprüfung meist ein obstruktives Muster.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wenn der entzündete Darm auf die Lunge geht

Klinisch ist die Herausforderung bei der IgA-Nephropathie ihr variabler Verlauf. In den meisten Fällen macht sie keine großen Probleme. Bei einem Teil der Patienten verläuft sie chronisch aktiv, und einige wenige erleiden katastrophale Verläufe, die anderen, schweren Glomerulonephritiden nicht nachstehen.

© reineg / stock.adobe.com

Glomerulonephitiden

IgA-Nephropathie: Das Ziel ist die Null