Smartphone & Co:

Anstieg der Myopie erwartet

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BERLIN. Experten beobachten weltweit eine deutliche Zunahme der Myopie bei Kindern, teilt die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) im Vorfeld ihres Kongresses mit.

In Deutschland betrage der Anteil derzeit 35 bis 40 Prozent, heißt es in der Mitteilung.

"Wir rechnen aber auch hierzulande mit einem starken Anstieg", wird Professor Wolf Lagrèze, Leitender Arzt der Sektion Neuroophthalmologie, Kinderophthalmologie und Schielbehandlung, Uni-Augenklinik Freiburg, in der Mitteilung zitiert.

"Die Gründe sind vermutlich veränderte Spiel- und Freizeitaktivitäten mit vermehrter Nutzung von Smartphones und iPads, verbunden mit intensivem Lernverhalten in Räumen, die wenig Tageslicht bieten", so Lagrèze.

Aus der Analyse leiten sich Gegenmaßnahmen ab, so die DOG. So zeige eine Studie in Taiwan, dass Schulkinder weniger kurzsichtig werden, wenn sie die Pausen draußen statt drinnen verbringen - Tageslicht schützt vor Brillenbedürftigkeit.

"Untersuchungen belegen, dass es mindestens zwei Stunden Aufenthalt im Freien pro Tag sein sollten, wobei Lichtstärken von mindestens 10.000 Lux erreicht werden sollten", erklärt Lagrèze.

Zum Vergleich: Ein bewölkter Tag kann diesen Wert unterschreiten, ein gut beleuchteter Klassenraum bringt es auf maximal 500 Lux. "Um die Lichtintensität zu erhöhen, werden deshalb etwa in Singapur taghelle Schulzimmer erprobt", so Lagrèze. Ein zweiter Hebel setzt am Nutzungsverhalten von Smartphone & Co an.

"Die Nutzung erfordert eine Nahsicht und findet häufig in Innenräumen statt - zwei Faktoren, die Kurzsichtigkeit fördern können", erläutert Lagrèze. "Eltern sollten die Online-Nutzung ihrer Kinder deshalb kontrollieren und gegebenenfalls dosieren, in dem sie Alternativen anbieten und ermöglichen", rät Lagrèze.

Zusätzlich können der DOG-Mitteilung zufolge medizinische Maßnahmen ergriffen werden, um das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit aufzuhalten. Jeweils ein Tropfen Atropin in einer Konzentration von 0,01 Prozent abends in beide Augen verlangsamt die Sehschwäche, wie inzwischen mehrere Studien nachgewiesen haben.

"In dieser schwachen Konzentration erweitert Atropin die Pupille nicht", betont Lagrèze. (eb)

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