Starke Kurzsichtigkeit

Mechanismus jetzt aufgeklärt

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BERLIN. Dr. Annabel Christ und Professor Thomas Willnow vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) haben einen Mechanismus aufgeklärt, der das Wachstum des menschlichen Auges kontrolliert und damit Kurzsichtigkeit verhindert. (Developmental Cell 2015; online 1. Oktober).

Ausgangspunkt ihrer Studien war eine seltene Form starker Kurzsichtigkeit, die bei Patienten mit Gendefekt im LRP2-Rezeptor auftritt. Stark vergrößerte Augen konnten die Forscher auch in Mäusen beobachteten, denen LRP2 im Auge fehlt.

Gemeinsam mit Spezialisten des Toronto Western Research Institutes in Kanada, und der Freien Universität Berlin gingen Christ, Willnow und Kollegen am MDC der Frage nach, warum ein Defekt von LRP2 zu unkontrolliertem Wachstum des Säugerauges führt. In einer Studie konnten sie zeigen, dass LRP2 in der Stammzellnische der Netzhaut sitzt.

Dort sorgt LRP2 dafür, dass die Stammzellnische der Netzhaut im Säugerorganismus nicht überaktiv ist. Gegenspieler von LRP2 ist ein Signalmolekül, kurz SHH genannt (die Abkürzung steht für Sonic hedgehog), welches das Wachstum von Stammzellen anregt. SHH steuert die Embryonalentwicklung der Augen und die Ausbildung der Netzhaut mit ihren Stäbchen und Zäpfchen.

Dazu stimuliert es die Stammzellnische der Netzhaut. Im Säugerauge wird LRP2 am äußeren Rand der Netzhaut ausgebildet und fängt den Wachstumsfaktor SHH ab, bevor er die Spitze dieser Stammzellnische erreichen kann.

So werden die Stammzellen am Rande der menschlichen Netzhaut nicht zum Wachstum angeregt und das Augenwachstum kontrolliert.

Bei Patienten mit schwerer, genetisch bedingter Kurzsichtigkeit ist LRP2 mutiert und kann das zur Stammzellnische wandernde SHH-Signalmolekül nicht mehr abfangen. SHH aktiviert dann die Zellen der Stammzellnische - der Augapfel vergrößert sich stark. (eb)

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