Deutsche Langzeitstudie bringt gute Noten für Galantamin

KÖLN (mal). Daten einer offenen deutschen Studie bestätigen den guten Effekt von Galantamin bei Alzheimer-Patienten. Im Vergleich zum erwarteten Krankheitsverlauf bei unbehandelten Patienten wird danach mit dem Antidementivum die Progression der Erkrankung um mehr als 20 Monate verzögert.

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In die Studie haben die Kollegen um Professor Klaus Hager vom Krankenhaus Henriettenstiftung in Hannover 86 Patienten mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz aufgenommen. Alle hatten zuvor in einer Placebo-kontrollierten Studie als Verum-Patienten schon sechs Monate lang Galantamin (Reminyl®) bekommen.

Bei einer Veranstaltung in Köln hat Hager jetzt die 2-Jahres-Daten der danach offen weitergeführten Studie vorgestellt. Haupt-Zielparameter war der ADAS-cog-Score zur Beurteilung der kognitiven Leistungen. Die Leistungen der Studienteilnehmer mit Galantamin-Therapie wurden dabei mit den erwarteten Leistungen unbehandelter Patienten verglichen. Ein solcher Vergleich sei möglich, da bekannt ist, daß sich die kognitiven Leistungen von Alzheimer-Patienten pro Jahr um sechs bis zwölf ADAS-cog-Punkte verschlechtern, so Hager.

Im Gegensatz zur progredienten Verschlechterung der kognitiven Leistungen in der Kontrollgruppe hätten sich die Leistungen unter Galantamin (16 oder 24 mg täglich ) innerhalb der ersten drei Monate verbessert, berichtete Hager bei der von Janssen-Cilag unterstützen Veranstaltung. Nach sechs Monaten hätten sich die Patienten dann wieder verschlechtert, jedoch nicht so rasch wie es ohne Therapie der Fall sei. Erst nach 18 Monaten hätten mit Galantamin die kognitiven Leistungen wieder das Niveau bei Studienbeginn erreicht.

Nach 24 Monaten hatten Patienten mit Galantamin ein ähnliches Leistungsdefizit wie unbehandelte Patienten bereits nach drei Monaten. Daraus ergebe sich eine mit Galantamin um mindestens 20 Monate verzögerte Krankheitsprogression, so Hager. Patienten, die gut auf 16mg Galantamin angesprochen hätten und bei denen deshalb auch keine Dosissteigerung auf 24 mg nötig gewesen sei, lägen mit ihren kognitiven Leistungen nach zwei Jahren noch oberhalb des Ausgangswertes.

Außerdem hatten sich mit Galantamin Demenz-assoziierte Verhaltensstörungen nicht verstärkt. Und die Gesamtsituation der Demenzkranken wurde bei 76 Prozent der Patienten nach zwei Jahren als verbessert oder unverändert beschrieben.

Der positive Langzeiteffekt der Therapie mit Galantamin, das auch bei gemischter Demenz wirksam sei, könnte Folge des dualen Wirkmechanismus der Substanz sein, sagte Hager. Galantamin wirkt nämlich nicht nur als Cholinesterasehemmer, sondern es moduliert auch die nikotinerge Neurotransmission. So wird auch die nikotinerg-cholinerge Neurotransmission gestärkt.

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