Demenz-Therapie mit Spezialextrakt aus Ginkgo nützt auch Angehörigen

BERLIN (dru/mal). Durch die Behandlung Demenz-Kranker mit dem Ginkgo-biloba-Extrakt EGb 761 (Tebonin® intens) bessert sich die Lebensqualität sowohl der betreuenden Angehörigen als auch die der Patienten selbst. Das hat eine Studie ergeben, die bundesweit in 133 Praxen von Allgemeinmedizinern, Internisten und Neurologen stattgefunden hat.

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In der prospektiven, nicht-randomisierten Studie, die Privatdozent Dr. Michael Koller von der Universitätsklinik Marburg bei einer Veranstaltung des Unternehmens Dr. Willmar Schwabe in Berlin vorgestellt hat, wurden bei 683 Patienten mit Demenz (Alzheimer-Demenz, vaskuläre Demenz oder Mischform) über einen Zeitraum von zwölf Monaten Daten erhoben. Die Demenz-Kranken waren zwischen 65 und 80 Jahren alt und wurden zuhause von ihren Angehörigen versorgt.

Es gab zwei Therapiegruppen: In der einen hatten die Ärzte aus eigenem Ermessen bei Studienbeginn eine Therapie mit dem Ginkgo-Spezial-Extrakt als einzigem Antidementivum begonnen. In der anderen Gruppe waren Patienten, die kein oder ein anderes Antidementivum erhielten und bei denen die bisherige Therapie unverändert fortgeführt wurde.

In beiden Studiengruppen hatten knapp die Hälfte der Patienten vor Studienbeginn keine spezielle antidementive Behandlung erhalten, sieben Prozent ein Ginkgo-Präparat, etwa 20 Prozent Piracetam und 14 Prozent (Ginkgo-biloba-Gruppe) sowie zehn Prozent (Gruppe mit Standardtherapie) einen Cholinesterase-Hemmer oder Memantine. Bei den übrigen Patienten fehlten zur antidementiven Therapie die Informationen, oder sie hatten ein anderes nootropes Mittel erhalten.

Nach der Datenanalyse durch das Institut für Empirische Gesundheitsökonomie in Burscheid hatte sich nur bei Therapie mit dem Ginkgo-biloba-Extrakt EGb 761 (281 Patienten) die Lebensqualität der Angehörigen signifikant gebessert. Im Gegensatz dazu hatte sich die Lebensqualität der Angehörigen in der Kontrollgruppe nicht verändert oder sogar verschlechtert.

Die Lebensqualität war anhand eines Scores ermittelt worden, der Leistungsvermögen, Genuß- und Entspannungsfähigkeit, positive Stimmung, negative Stimmung, Kontaktvermögen und Zugehörigkeitsgefühl berücksichtigt. Auch die Stimmung der mit dem Ginkgo-biloba-Präparat behandelten Patienten war deutlich besser als die der Patienten in der Kontrollgruppe.

Zudem hatten sich bei den Patienten mit Ginkgo-Therapie die im Mini-Mental-Status-Test erhobenen kognitiven Fähigkeiten im Laufe eines Jahres von (im Mittel) etwa 19 Punkte auf 20,5 Punkte signifikant verbessert. Die der Vergleichsgruppe (402 Patienten) waren in dieser Zeit dagegen schlechter geworden (Rückgang von 18,5 auf 18 Punkte). Eine ähnliche, aber nicht signifikante Entwicklung gab es beim Barthel-Index, der die Fähigkeit zur Bewältigung alltäglicher Anforderungen, etwa von Körperpflege, An- und Auskleiden oder Treppensteigen, wiedergibt.

Professor Siegfried Kanowski aus Berlin, der Vorsitzende der Kommission des 4. Altenberichtes der Bundesregierung, wies darauf hin, daß die Studie "einen innovativen Beitrag zu einer ökologisch und ökonomisch orientierten Medizin darstellt". "Die für die Nachhaltigkeit ambulanter Versorgung so wichtige psychische Belastung der betreuenden Angehörigen wird unter der Behandlung mit Ginkgo biloba bei vermutlich eher geringeren Kosten reduziert", so Kanowski.

Und Heike von Lützau-Hohlbein aus München, die Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V., sieht mit der Studie die persönlichen Erfahrungen von Angehörigen bestätigt, die unter Ginkgo-Medikation der Demenz-kranken Familienmitglieder eine deutliche Verbesserung der persönlichen Lebensqualität und der des Patienten beschrieben haben.

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