Antidementivum mildert auch Unruhe und depressive Verstimmung

FRANKFURT AM MAIN (djb). Bevor Alzheimer-Patienten wegen nicht allzu schwer ausgeprägter Verhaltensstörungen mit Psychopharmaka behandelt werden, sollte zunächst der Effekt einer antidementiven Therapie abgewartet werden. Denn häufig stellen Arzt und Angehörige fest, daß mit den kognitiven auch die nicht-kognitiven Symptome zurückgehen, berichtet Privatdozent Dr. Martin Haupt vom Neurozentrum Düsseldorf.

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So bessert die Therapie mit dem Cholinesterasehemmer Donepezil (Aricept®) nicht nur die kognitiven Leistungen, sondern sie wirkt auch positiv auf neuropsychiatrische Symptome wie Agitiertheit, Reizbarkeit, Angst, Depressionen oder Apathie.

Verhaltensstörungen belasteten vor allem die pflegenden Angehörigen und sie seien ein häufiger Grund, daß Demenz-Kranke in einem Heim untergebracht werden. Daran erinnerte Haupt bei einer Veranstaltung der Unternehmen Eisai und Pfizer in Frankfurt am Main.

In einer doppelblinden Studie, die Haupt vorgestellt hat, waren 134 Patienten mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz aufgenommen worden, die mindestens drei Demenz-assoziierte Verhaltensstörungen hatten. Sie wurden zunächst täglich mit 5 mg, dann mit 10 mg Donepezil behandelt. Die Verhaltensauffälligkeiten gingen in dieser Studienphase bei allen Patienten zurück.

Nach zwölf Wochen wurden die Patienten dann für weitere zwölf Wochen nach einer Zufallsverteilung entweder mit 10 mg Donepezil weiterbehandelt, oder sie erhielten Placebo. Mit Placebo seien in dieser zweiten Studienphase die Verhaltensstörungen wieder stärker geworden, berichtete Haupt.

Unter fortgesetzter Donepezil-Therapie hätten sie sich dagegen weiter abgeschwächt. Der Unterschied zwischen Verum und Placebo entsprach dabei etwa sechs Score-Punkten im verwendeten NPI-Score, eine Differenz, die als klinisch relevant bewertet wird. Auch auf die Belastung der Pflegepersonen habe die Therapie mit dem Cholinesterasehemmer positive Effekte gehabt, so Haupt.

Die erkennbaren Minderungen der Verhaltensstörungen unter Donepezil sollten dazu motivieren, bei Alzheimer-Patienten mit Neuroleptika oder Antidepressiva zunächst zurückhaltend zu sein, so Haupt.



STICHWORT

NPI-Score

Der Score NPI (Neuropsychiatric Inventory) berücksichtigt zehn Verhaltensstörungen bei Demenz wie Unruhe oder Halluzinationen. Für jede Störung wird das Produkt aus Häufigkeit (0 Punkte = nicht vorhanden bis 4 Punkte = täglich) und Ausprägung (1 Punkt = leicht bis 3 Punkte = stark) berechnet. Es liegt zwischen 0 und 12 Punkten. Zum Schluß werden die Punkte für die zehn Verhaltensstörungen addiert. Die NPI-Gesamtpunktzahl liegt so zwischen 0 und 120 Punkten.

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