Kommentar
Alzheimer ist kein Analgetikum
Wer geistig nicht mehr ganz da ist, der kriegt auch Schmerzen nicht mehr richtig mit: So oder ähnlich scheinen selbst medizinische Fachkräfte manchmal zu urteilen. Alzheimer-Patienten werden seltener mit Analgetika behandelt als Patienten ohne kognitive Defizite, sogar wenn die Schmerzursache die gleiche ist und die Kranken über Schmerzen klagen.
In vielen Fällen allerdings, das macht die Sache schwierig, sagen die Patienten nicht von sich aus, dass sie Schmerzen haben, und sind auch auf Nachfrage nicht in der Lage zu beschreiben, ob und wo es ihnen weh tut.
Es ist jedoch falsch, daraus abzuleiten, dass Schmerzen mit Alzheimer weniger schmerzhaft sind als ohne. Mehrfach ist gezeigt worden, dass eine Alzheimer-Demenz keinen Einfluss auf die Schmerzschwelle hat. Einer neuen Studie zufolge könnte die Schmerztoleranz sogar herabgesetzt sein.
Richtig ist: Wer geistig immer mehr abbaut, der kann seinen Schmerzen immer schlechter mit Worten Ausdruck verleihen. Ärzte und Pflegekräfte müssen deswegen auch auf indirekte Schmerzhinweise achten. Bei Agitiertheit und aggressivem Verhalten kann ein Analgetikum manchmal mehr ausrichten als ein psychotropes Medikament.
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