Auszeichnung

Preis für Forschung zu Demenz bei Kindern

Die häugigste Form der Kinderdemenz ist die Neuronale Ceroid Lipofuszinose (NCL). Für seine Forschung an der tödlich verlaufenden Krankheit wurde jetzt Dr. Christian Michael Grimm von der TU München ausgezeichnet.

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HAMBURG. Für seine Forschungen zur Neuronalen Ceroid Lipofuszinose (NCL) erhält Dr. Christian Michael Grimm, Pharmazie Department der LMU München, den mit 50.000 Euro dotierten 6. NCL-Forschungspreis.

Grimm und sein Team entwickeln neue Methoden für die NCL-Forschung, um die Funktion von Membranproteinen &#0150 wie dem NCL-Protein CLN3 &#0150 im Lysosom zu untersuchen und Wirkstoffe zu identifizieren, die den CLN3 Verlust kompensieren können, teilt die NCL-Stiftung mit.

Die Forschungen seien wichtig, um im nächsten Schritt ein Medikament gegen NCL zu entwickeln. NCL ist die häufigste Form von Demenz bei Kindern. Die bisher unheilbare erbliche Stoffwechselkrankheit tritt bei etwa einem von 30.000 Neugeborenen auf und zählt zu den lysosomalen Speicherkrankheiten.

Die genetisch vererbbare und tödlich verlaufende Krankheit NCL ist die häufigste Form der Kinderdemenz, erinnert die NCL-Stiftung in ihrer Mitteilung zur Preisverleihung. NCL beginnt im Schulalter mit der Erblindung der Kinder. Es folgen Epilepsien und der allmähliche geistige und körperliche Abbau, was letztendlich zum Tod führt.

Es gibt mehrere Formen der Krankheit, die durch Defekte in unterschiedlichen lysosomalen Proteinen ausgelöst werden, deren Funktion teilweise noch völlig unbekannt ist.

Die häufigste NCL-auslösende Mutation beim Menschen betrifft das CLN3-Protein. Sie ist verantwortlich für die sogenannte juvenile NCL, die im Grundschulalter ausbricht und &#0150 wie alle NCL-Formen &#0150 immer zum Tod führt. Welche Funktion CLN3 in der Lysosomen-Membran besitzt, ist bis heute unbekannt.

"Es gibt Hinweise, dass CLN3 als Ionenkanal oder Calcium-Transporter wirkt", wird Grimm in der Mitteilung zitiert. "Wir sind in Europa die einzigen, die Ionenkanäle im endolysosomalen System mit Patch-Clamp untersuchen können und wollen nun mithilfe dieser Technik CLN3 genauer charakterisieren."

Die Patch-Clamp-Technik bietet die einzigartige Möglichkeit, das elektrische Verhalten von CLN3-Proteinen einzelner Lysosomen zu beobachten. Dabei saugen die Forscher einen kleinen Membranbereich mit einer Mikropipette leicht an. Mit einer Mikroelektrode legen sie anschließend eine Prüfspannung an und schicken einen Strom durch die Saugelektrode.

Auf diese Weise lässt sich der Stromfluss für einzelne Ionenkanäle messen, um festzustellen, ob der Kanal aktiv oder inaktiv ist. Die Wissenschaftler planen, mithilfe dieser Technik nachzuweisen, dass CLN3 tatsächlich ein Ionenkanal ist. Außerdem wollen sie Moleküle identifizieren, die das Protein aktivieren oder deaktivieren.

"Mit Patch-Clamp allein gleicht das allerdings der Suche nach der Stecknadel in einem Heuhaufen, deshalb werden wir zusätzlich ein Screeningverfahren einsetzen", so Grimm. "Wenn wir eine solche Substanz finden, kann man diese wieder im Patch-Clamp einsetzen und die CLN3-Reaktion im Detail untersuchen."

Ein weiteres wichtiges Ziel der Wissenschaftler sei die Entwicklung neuer Wirkstoffe für die NCL-Therapie, so die Stiftung in ihrer Mitteilung. "Oft ist das CLN3-Protein im Patienten komplett zerstört", sagt Grimm. "Deshalb könnte es ein vielversprechender therapeutischer Ansatz sein, Substanzen zu finden, die die Funktion von CLN3 übernehmen und das defekte Protein ersetzen. Kandidaten dafür gibt es bereits, und wir hoffen, die Erkenntnisse auf diesem Gebiet mit unseren Arbeiten weiter voranzubringen."

Der NCL-Forschungspreis wurde von den großzügigen Unterstützern IMS Health GmbH & Co. OHG und Lieselotte-Paulsen-Stiftung mit gefördert, teilt die NCL-Stiftung mit. Die Erlöse der Online-Kampagne "Kindheitserinnerungen" sowie Erlöse von United Charity seien ebenso in die Dotierung des Forschungspreises investiert worden. (eb)

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