Dicke Kinder sollten Diabetes-Check erhalten

NEU-ISENBURG (sko). Typ-2-Diabetes bei Kindern wird immer häufiger: In Deutschland erkranken pro Jahr 200, meist zu dicke Kinder an Typ-2-Diabetes, wie es beim Diabetes-Kongreß in Hannover hieß. Vor fünf Jahren habe es das bei Kindern praktisch nicht gegeben. Doch wann sollte bei dicken Kindern nach einem Diabetes geforscht werden?

Veröffentlicht:

"Wenn Kinder über zehn Jahre einen Body-Mass-Index (BMI) über der 97. Perzentile haben und ein Elternteil Diabetiker ist, sollten die Nüchternblutwerte für Glukose und Insulin bestimmt werden", rät Dr. Thomas Kappellen von der Unikinderklinik Leipzig.

Konkret bedeutet das zum Beispiel: Wenn ein Zehnjähriger einen BMI über 23 kg/m2 hat - also etwa bei einer Größe von 145 cm 50 kg wiegt - sollte eine Diabetesdiagnostik begonnen werden. Bei diesem BMI sollte man ebenfalls aufmerksam werden, wenn es Zeichen für eine Insulinresistenz gibt. Als Beispiel nennt Kappellen eine Acanthosis nigricans mit brauner Verfärbung und Verdickung der Haut etwa in den Achseln oder im Nacken.

Goldstandard bei der Diagnostik ist nach Kappellens Angaben der orale Glukosetoleranztest, der sich an den gleichen Grenzwerten wie bei Erwachsenen orientiert, "da es keine anderen Normalwerte gibt."

Ähnlich ist es bei der Therapie, denn die meisten oralen Antidiabetika - Metformin hat neuerdings auch die Zulassung für Kinder ab zehn Jahren - sind nicht für Kinder zugelassen.

Kappellen: "Die erste Säule der Therapie ist Gewichtsreduktion und Lifestyle-Änderung. Wenn das nicht funktioniert, behandeln wir die Kinder mit Metformin oder Glibenclamid. Reicht das auch nicht, geben wir Insulin." Grundsätzlich, so rät Professor Bernhard Koletzko aus München, sollten solche Kinder in speziellen Ambulanzen behandelt werden.

Mehr zum Thema

Im Vorfeld des Deutschen Diabetes Kongresses

Fachgesellschaft: Diabetologie muss bei Klinikreform mitgedacht werden

„Bedrohliche Pflegeplatzlücke“

Pflegeverband sorgt sich um die Versorgung in Altenheimen

Kardiorenaler Schutz bei Typ-2-Diabetes mit chronischer Nierenerkrankung

Frühe Diagnostik und leitliniengerechte Risikosenkung

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen