Bei Diabetikern sollte Potenz kein Tabuthema mehr sein

HANNOVER (ej). Die erektile Dysfunktion sollte bei der Betreuung von Diabetikern so selbstverständlich angesprochen werden wie die Nierenfunktion oder der diabetische Fuß, empfiehlt der Diplom-Psychologe Dr. Bernhard Kulzer von der Diabetes-Akademie Bad Bergentheim. Denn ein Drittel der Diabetiker seien von der ED betroffen.

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Noch vor fünf Jahren sei zu "Diabetes und ED" in der wissenschaftlichen Literatur kaum etwas zu finden gewesen ebenso wenig wie in der Hausarztpraxis oder Schulung, sagte Kulzer auf einer Veranstaltung von Lilly zum Diabetes-Kongreß in Hannover. Beides hat sich geändert. Inzwischen haben drei Phosphodiesterase (PDE)-5-Hemmer ihre Wirksamkeit bewiesen - und das Wenus-Schulungsprogramm liefert Anschauungsmaterial und Tips für das Gespräch.

"Doch muß der erste Schritt von uns kommen", sagte Gabriele Buchholz, Diätassistentin und Diabetesberaterin (DDG), die mit der Schwerpunktpraxis Dr. Richard Daikeler in Sinnsheim zusammen arbeitet. Nur einmal habe ein Patient während der Schulung die ED von sich aus angesprochen. Die Betroffenen seien sehr dankbar, wenn es endlich angesprochen werde.

Außer den Schulungsunterlagen und einer CD mit PowerPoint-Vorlagen bietet Wenus für das individuelle Gespräch einen flexiblen Tisch-Flipchart. Alle Unterlagen sind produktneutral und können als Module eingesetzt werden.

"Wir haben auch andere Therapiemöglichkeiten wie die Vakuumpumpe oder SKAT (Schwellkörper-Autoinjektionstherapie) eingebaut, doch entscheiden sich 93 Prozent der Männer für ein orales Medikament", so Kulzer.

Sind Kontraindikationen wie kardiale Erkrankungen und die Einnahme von Nitraten ausgeschlossen, rät Dr. Hans-Christoph Treichel vom Johanniter-Krankenhaus in Genthin zur Behandlung mit einem PDE-5- Hemmer wie Tadalafil (Cialis®). Die Substanz habe den Vorteil einer Wirksamkeit über 36 Stunden. "Die Patienten geben bei Befragung an, weniger Druck zu empfinden und die Sexualität entspannter und lustvoller erleben zu können", sagte Treichel.

Daten klinischer Studien weisen darauf hin, daß bei der Einnahme von 10 mg Tadalafil 61 Prozent der Männer wieder einen erfolgreichen Geschlechtsverkehr erleben. Bei einer Dosierung von 20 mg gelingt dies 75 Prozent der Männer mit ED. Die Verträglichkeit ist nach Angaben von Treichel gut, die Abbruchrate mit 2,1 Prozent niedrig.

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