Statin nützt Diabetikern auch in der Primärprävention

ORLANDO (ob). Diabetiker profitieren auch dann von der Lipidsenkung mit einem Statin, wenn bei ihnen noch keine klinischen Zeichen für eine Gefäßerkrankung bestehen. In der CARDS-Studie ist bei dieser Patientengruppe die Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse durch eine primärpräventive Behandlung mit Atorvastatin signifikant um 37 Prozent gesenkt worden.

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Bei Diabetikern mit manifester Koronarerkrankung gilt der Nutzen der Statine als gesichert. Weniger klar ist, ob diese Lipidsenker auch bei bislang koronar gesunden Diabetikern KHK-Ereignissen vorbeugen. Diese Erkenntnislücke sollte durch die CARDS-Studie (Collarborative Atorvastatin Diabetes Study) geschlossen werden.

Teilnehmer hatten Diabetes plus einen Risikofaktor

In Großbritannien und Irland sind in diese Studie gezielt 2838 Patienten mit Typ-2-Diabetes aufgenommen worden. Alle Teilnehmer hatten außer einem Diabetes mindestens noch einen weiteren kardiovaskulären Risikofaktor (Rauchen, Hypertonie, Retinopathie, Mikro- oder Makroalbuminurie).

Aufgenommen wurden nur Diabetiker, bei denen noch keine koronaren oder zerebrovaskulären Ereignisse aufgetreten waren. Die LDL-Cholesterinspiegel der Studienteilnehmer lagen zu Beginn mit einem medianen Wert von 118mg/dl (Placebogruppe) oder 119mg/dl (Atorvastatin-Gruppe) noch unter dem Durchschnittswert in der Bevölkerung.

Geprüft wurde die Hypothese, daß eine primärpräventive Behandlung mit täglich 10mg Atorvastatin (Sortis®) die Inzidenz von Koronarereignissen (Koronartod, Myokardinfarkt, Revaskulariation, instabile Angina Pectoris) und Schlaganfällen (Primärer kombinierter Endpunkt) im Vergleich zu Placebo signifikant senkt.

Diese Hypothese ist durch CARDS früher als erwartet bestätigt worden: zwei Jahre vor ihrem geplanten Ende ist die Studie im Juni 2003 wegen des klaren Nutzens von Atorvastatin vorzeitig gestoppt worden. Detaillierte Ergebnisse (wir berichteten) hat Studienleiterin Professor Helen Culhoun aus London jetzt erstmals auf dem amerikanischen Diabetes-Kongreß in Orlando in Florida vorgestellt.

Zum Zeitpunkt des Studienabbruchs betrug die Inzidenzrate für den primären kombinierten Endpunkt nach fast knapp vierjähriger Behandlungsdauer in der Placebogruppe neun Prozent. Mit nur 5,8 Prozent war diese Rate in der Artorvastatin-Gruppe signifikant um 37 Prozent niedriger, so das Hauptergebnis der Studie. Diese präventive Wirkung ist auf Basis einer Senkung des LDL-Cholesterins um 40 Prozent durch den CSE-Hemmer im Vergleich zu Placebo erzielt worden.

Die Rate für Schlaganfälle wurde durch Atorvastatin um 48 Prozent gesenkt (Inzidenzrate 1,5 versus 2, 8 Prozent). Die Rate für die Gesamtsterblichkeit nahm im Vergleich zu Placebo um 27 Prozent ab - ein Unterschied, der die statistische Signifikanz vermutlich auf Grund des vorzeitigen Studienendes - nur knapp verfehlt hat.

Die Effizienz der Primärprävention mit Atorvastatin bei Typ-2-Diabetikern verdeutlichte Culhoun mit dieser Zahl: nach CARDS kann durch eine Behandlung von 27 Patienten über 4 Jahre ein kardiovaskuläres Ereignis verhindert werden.

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