Neuartiges Antidiabetikum in den USA zugelassen

FRANKFURT AM MAIN (ej). Mit Exenatide hat das erste Medikament aus der Substanzklasse der Inkretin-Mimetika die US-Zulassung erhalten. Es ist indiziert für die Kombinationsbehandlung von Menschen mit Typ-2-Diabetes. Wenn mit oralen Antidiabetika die Zielwerte nicht mehr erreicht werden, verbessert es den HbA1c-Wert so effektiv wie Insulin Glargin.

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Mit der Entwicklung von Exenatide, einem GLP-1-Agonisten, wird ein Antidiabetikum entwickelt, das die Blutzuckereinstellung verbessert und gleichzeitig das Körpergewicht senkt.

Darauf weisen die Daten der drei amerikanischen Zulassungsstudien hin: An den placebokontrollierten Studien nahmen Menschen mit Typ-2-Diabetes teil, die mit oralen Antidiabetika unbefriedigend eingestellt waren.

Exenatide wurde als Kombinationspartner zu Metformin (n=336), zu Sulfonylharnstoff (n=377) oder zu beiden oralen Antidiabetika (n=733) eingesetzt. Es wurde zweimal täglich subkutan appliziert, anfangs 5 µg, später 10 µg.

Nach 30 Wochen wurde bei allen Kombinationen die Blutzuckerkontrolle verbessert: Zweimal täglich 10 µg Exenatide führten zu einem signifikanten Rückgang des HbA1c um 0,78 Prozent, 0,86 Prozent und 0,8 Prozent versus Placebo.

Zudem sank das mittlere Gewicht um 2,8 kg, 1,6 kg und 1,6 kg. "Bei Weiterführung der Medikation über 52 und 82 Wochen hielten die positiven Effekte auf den Stoffwechsel und das Körpergewicht an", sagte Dr. Michael Trautmann vom Unternehmen Eli Lilly auf einer Veranstaltung in Frankfurt am Main.

Der Wirkstoff wurde gut vertragen. Häufigste unerwünschte Wirkung waren gastro-intestinale Störungen und Übelkeit, die besonders in den ersten Therapiewochen auftraten und danach abklangen.

Die Substanz wirkt wie das Inkretin GLP-1: es regt die die Beta-Zellen zur Insulinproduktion an, hemmt die Glukagonsekretion, bremst die Magenpassage, mindert den Appetit und reduziert das Gewicht. Da GLP-1 nur eine Halbwertzeit von zwei Minuten hat, kann es selbst nicht als Therapeutikum genutzt werden.

Dies gelang erst mit einer Substanz, die wirkt wie GLP-1, dem Exendin-4. Der New Yorker Endokrinologe Dr. John Eng hat es 1992 im Speichel der nordamerikanischen Krustenechse Heloderma suspectum (Gila Lizard) gefunden. Exenatide, das heute gentechnisch hergestellt wird, bindet an den gleichen Rezeptor wie GLP-1, bleibt aber über mehrere Stunden stabil.

Für die europäische Zulassung wurde Exenatide als Alternative zu einem langwirksamen Insulin geprüft. Dazu erhielten 283 Typ-2-Diabetiker, die mit Metformin und Sulfonylharnstoff ihre Therapieziele nicht mehr erreichten, zusätzlich zweimal täglich Exenatide.

268 Studienteilnehmer erhielten stattdessen einmal täglich Insulin glargin, das so dosiert wurde, daß der Nüchternblutzucker 100mg/dl betrug. Die Studienteilnehmer hatten einen BMI von 31 kg/m² und einen Ausgangs-HbA1c von 8,2 Prozent und 8,3 Prozent.

Nach 26 Therapiewochen war der HbA1c in beiden Behandlungsgruppen um 1,1 Prozentpunkte gefallen. Die Patienten, die das Insulin genommen hatten, hatten im Mittel 1,8 kg zugenommen, das Gewicht bei den mit Exenatide Behandelten lag im Mittel um 2,3 kg niedriger.

Exenatide setze an vielen physiologischen Mechanismen an, so Trautmann. Deshalb sei es für eine Frühkombination besonders geeignet, zumal es in der Einheitsdosis von 10µg verabreicht wird und kein Hypoglykämierisiko birgt. Die Zulassung für Europa soll 2006 beantragt werden.

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