Wie lassen sich junge Diabetiker besser behandeln?

ATHEN (ej). Mit modernen Therapien ist Diabetes mellitus gut in den Griff zu bekommen. Doch warum werden die Empfehlungen von Ärzten vor allem von jungen Betroffenen häufig ignoriert? Diese und andere Fragen über Jugendliche mit Diabetes will das DAWN YOUTH-Projekt bis 2007 klären. Auf Initiative von Novo Nordisk wird das Projekt in enger Kooperation mit der International Diabetes Federation (IDF) vorgenommen.

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"Statt über Diabetes rede ich lieber über Jungs, Musik und Klamotten", sagt die 15jährige Katja Kornilova aus Rußland. Sie hat Typ-1-Diabetes, ebenso wie weltweit etwa 430 000 andere Jugendliche unter 15 Jahren.

Der jährliche Zuwachs liegt nach den neuesten Daten des IDF zwischen drei und fünf Prozent, hieß es auf einer Veranstaltung des Unternehmens Novo Nordisk beim europäischen Diabetes-Kongreß in Athen.

"Wie viele junge Menschen weltweit an Typ-2-Diabetes erkrankt sind, wissen wir nicht so genau, doch der Jüngste in unserer Statistik ist erst vier Jahre alt", sagte Professor Martin Silink von der Universität Sydney in Australien und Präsident des IDF.

Beunruhigend sei, daß die Blutzuckerkontrolle der betroffenen Jugendlichen - selbst unter optimalen medizinischen Bedingungen in westlichen Industrienationen - vielfach schlecht sei. "Etwa 40 Prozent der Teenager messen nicht regelmäßig ihren Blutzucker", so Silink.

"Mit rationalen wissenschaftlichen Erklärungen können wir das kaum verstehen." Auch die Vorstellung, daß junge Menschen auf die Forderung nach optimaler Lebensführung und immer niedrigeren HbA1c-Zielen einfach mit Ignoranz reagieren, sei eine bloße Hypothese Erwachsener.

Ein besseres Verständnis für das Verhalten junger Diabetiker soll nun DAWN YOUTH bringen: Nach DAWN, der ersten weltweit repräsentativen Studie, in der sowohl Betreuer als auch Patienten zu den psychosozialen Aspekten des Diabetes befragt wurden, will DAWN YOUTH nun die Ansichten, Wünsche und Nöte junger Diabetiker untersuchen.

Das Projekt - bei dem Novo Nordisk mit dem IDF kooperiert - soll bis zum Weltdiabetestag 2007 folgende Ergebnisse bringen:

  • Ein besseres Verständnis für die Situation junger Menschen mit Diabetes in Familie und sozialem Umfeld,
  • Erkennen der Schwachstellen in der Diabetesversorgung und Entwicklung von Lösungsansätzen,
  • Aufbau eines internationalen Dialogs und von Partnerschaften,
  • Integration junger Diabetiker in Netzwerke und Gesundheitsgremien.

"Mit dieser Initiative hoffen wir, die Denkweisen junger Menschen zukünftig besser zu verstehen und sie effektiver vor diabetesbedingten Komplikationen schützen zu können", betonte Silink. Das sei angesichts der weltweit steigenden Inzidenz auch eine wirtschaftliche Forderung. "Denn wenn wir so weiter machen wie bisher, wird sich die Blutzuckerkontrolle Jugendlicher nicht entscheidend bessern", erklärte der Präsident des IDF.



STICHWORT

DAWN-Studien

Die DAWN-Studie - das Akronym steht für Diabetes, Attitudes, Wi-shes, Needs - wurde im Jahre 2001 von Novo Nordisk initiiert; die Untersuchung stand dabei unter der Schirmherrschaft der International Diabetes Federation (IDF). Studienziel war es, die psychosozialen Barrieren zu identifizieren, die ein effektives Diabetes-Management verhindern. Dazu wurden in 13 Ländern 5 426 erwachsene Diabetiker, 2 194 Hausärzte, 556 Diabetologen und 1122 Krankenschwestern und Diabetes-Beraterinnen anhand eines strukturierten Fragebogens persönlich interviewt.

Auch das Folgeprojekt DAWN YOUTH ist von Novo Nordisk initiiert worden und steht unter der Schirmherrschaft der IDF. Bis 2007 soll eine interdisziplinäre Plattform aufgebaut werden, um die Ansichten, Wünsche und Nöte junger Menschen mit Diabetes zu erfassen und besser zu verstehen. Zusammen mit den jungen Betroffenen sollen Wege für eine bessere Blutzuckerkontrolle erarbeitet werden. (ej)

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