Schulung für Diabetiker setzt auf mehr Bewegung
RUHPOLDING (sto). Beim bundesweiten Schulungsprojekt DiSko erfahren Diabetiker, was ein täglicher halbstündiger Spaziergang für die Blutzuckerwerte bedeutet.
Veröffentlicht:In den Schulungsprogrammen für Typ-2-Diabetiker sollte nach Ansicht von Dr. Wolf-Rüdiger Klare vom Diabetes-Zentrum in Radolfzell auch das Thema Bewegung mehr berücksichtigt werden. Klare hat das bei seinen Schulungen bereits getan. Ganz wichtig dabei: Vor und nach einem halbstündigen Spaziergang werden Puls und Blutzucker gemessen. Das bewirkt bei eigentlich allen Patienten einen Aha-Effekt, berichtete Klare bei einer Diabetes-Schulung in Ruhpolding.
Daran nahm als Gast auch die mehrfache Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Biathlon, Uschi Disl, teil. Die Patienten erleben bei der Schulung unmittelbar, daß sich die Blutzuckerwerte durch Bewegung positiv beeinflussen lassen und sind dann auch eher motiviert, etwas für die Gesundheit zu tun, sagte Klare bei der vom Unternehmen LifeScan unterstützten Schulung.
Um das Thema Bewegung als festen Bestandteil der Diabetesschulung zu etablieren, läuft seit Mai bundesweit das DiSko-Projekt (Wie Diabetiker zum Sport kommen). Dabei gehe es nicht darum, Diabetikern sportliche Aktivitäten abzuverlangen, sagte Klare. Vielmehr solle den Diabetikern vermittelt werden, daß bereits ein halbstündiger Spaziergang jeden Tag gesundheitsförderlich ist.
Ziel sei es, mehr Bewegung in den Alltag zu bringen. Außer einem praktischen Teil enthält das DiSko-Schulungsmodul, das inzwischen Bestandteil der Ausbildung zur Diabetes-Beraterin und -Assistentin ist, auch einen theoretischen Abschnitt, in dem die Ergebnisse und Auswertung eines halbstündigen Spaziergangs in der Schulungsgruppe besprochen werden.
Daß regelmäßiges Training über mindestens acht Monate den HbA1c-Wert um durchschnittlich 0,66 Prozentpunkte senkt, sei in mehreren Studien nachgewiesen worden. Dennoch werde der positive Einfluß von Bewegung auf den Glukosestoffwechsel bei Typ 2 Diabetikern in den Schulungen und Beratungen zu wenig thematisiert, kritisierte Klare.
In der nationalen Versorgungsleitlinie werde lediglich "moderate körperliche Aktivität" gefordert. Besser wäre es, so Klare, Bewegung als festen Bestandteil in die Schulungsprogramme einzubauen.