Plädoyer für die Diabetes-Früherkennung
HAMBURG (hbr). "Nicht-Diabetiker hüten wir nach dem ersten Herzinfarkt wie ein rohes Ei: Sie bekommen ASS, Cholesterinsenker und Blutdrucksenker. All das müßten wir auch Diabetikern geben, bevor sie etwas am Herzen haben", so Professor Thomas Haak.
Veröffentlicht:Denn die kardiovaskuläre Sterblichkeit von Diabetikern ist schon frühzeitig hoch. Im Gegensatz zu Nicht-Diabetikern, von denen nur zwei Prozent den ersten Herzinfarkt nicht überstehen, überleben 16 Prozent der Diabetiker den ersten Herzinfarkt nicht. So hoch steigt das Risiko für Nicht-Diabetiker erst beim zweiten Infarkt, so Haak bei einer Veranstaltung des Unternehmens Lilly in Hamburg.
16 Prozent der Diabetiker sterben am ersten Infarkt. | |
Diabetiker müssen konsequent therapiert werden, folgert er. Dazu gehören nicht nur optimierte Blutzuckerwerte. Das LDL-Cholesterin sollte unter 100 mg/dl liegen, HDL über 40 und für die Triglyzeride gilt eine Grenze von 150 mg/dl. Zur Gefäßprotektion empfiehlt Haak zudem ASS. Wichtig sei auch, den Blutdruck mindestens unter 140/90 mm Hg zu senken, besser noch tiefer.
Für das früh erhöhte kardiovaskuläre Risiko könnte Bedeutung haben, daß Typ-2-Diabetes lange unerkannt bleibt. Dann können schon Gefäßschäden entstehen. Das belegt eine Münchner Studie mit Diabetikern, deren Diagnose höchstens sechs Monate zurücklag: 41 Prozent hatten Herzkreislauf-Krankheiten, jeder vierte hatte einen Nierenschaden, fast alle hatten Hypertonie und abnorme Lipidwerte.
Haak plädiert deshalb für verstärkte Früherkennung und Prävention des Typ-2-Diabetes. Ein jährlicher Früherkennung-Check lohnt bei Patienten ab 45 Jahren. Der Diabetologe vom Diabetes-Zentrum Mergentheim empfiehlt ihn auch für jüngere Patienten mit Risikofaktoren: Body Mass Index über 27 kg/m², eine positive Diabetes-Familienanamnese, die Geburt makrosomer Kinder oder ein Schwangerschaftsdiabetes. Auch Hypertonie und Fettstoffwechselstörungen machen mißtrauisch.
Ausfürliche Informationen zu Diabetes zum Beispiel in einem Essay in "Springer Lexikon Medizin"