Das A und O für Diabetiker: Information und Erfahrung

HAMBURG (di). In der Diabetestherapie werden interdisziplinäre Ansätze vermißt, die Patienten dauerhaft bei der Umstellung ihrer Lebensgewohnheiten unterstützen. Bei der Aufklärungsaktion "Gesünder unter 7" rieten Ärzte dazu, Patienten nicht mit zu hohen Hürden zu überfordern.

Veröffentlicht:

"Es gibt keine Verbote, kein Abschied für immer", berichtete der niedergelassene Hamburger Diabetologe Dr. Jörg von Hübbenet über das von ihm entwickelte Programm "Rundum Fit". Um Diabetikern bei einer langfristigen Umstellung ihrer Lebensgewohnheiten zu helfen, hat er das Programm gemeinsam mit Pädagogen, Sportmedizinern, Bewegungs- und Ernährungsexperten erarbeitet.

Grund: "Traditionelle Schulungsprogramme haben einen hohen Verpuffungsgrad." Das liegt nach Ansicht des Diabetologen am falschen Ansatz, weil sie auf nur zwei Richtungen setzen. In Angst-Appellen werden die Risiken durch Diabetes zu stark betont. Bei vielen Patienten kann dies zu einer Blockade führen, so daß sie die Ratschläge ihres Arztes nicht umsetzen.

"Die Botschaft wird emotional und rational als nicht zutreffend bewertet", sagte Hübbenet. Aber auch Vernunft-Appelle, bei denen man auf die Einsicht der Patienten setzt, sind unzureichend. Hübbenet plädiert stattdessen für ein "erlebnisorientiertes Lernen", das auf Information und Erfahrung setzt.

In zwölf Einheiten à 90 Minuten läßt er die Teilnehmer eigene, positive Erfahrungen zu Verhaltensregeln verdichten. Eine halbe Stunde lang vermittelt er ihnen Wissenswertes, dann erleben sie eine Stunde lang die Umsetzung am Beispiel von Nordic Walking. Ziele sind, die tägliche Bewegung kontinuierlich auf über eine halbe Stunde zu steigern, Fettgewebe umzuwandeln, den Blutdruck zu normalisieren und Stoffwechselwerte zu verbessern.

Bei den Kostenträgern stößt das aufwendige Programm auf verhaltene Resonanz. Bislang übernehme nur die AOK einen Großteil der Kosten von 300 Euro pro Teilnehmer, so von Hübbenet.

Für mehr Unterstützung der Ärzte sprach sich bei der Aktion auch Professor Diethelm Tschöpe vom Diabeteszentrum Bad Oeynhausen aus. Ärzte allein seien oft überfordert und nicht dafür ausgebildet, Patienten zu motivieren: "Die Umsetzung scheitert oft an den Lebensbedingungen der Patienten. Deshalb sollten Ärzte mit anderen Experten kooperieren."

Lesen Sie dazu auch: Promi-Sportler waren Zugpferde bei der Aufklärungsaktion zu Diabetes

Mehr zum Thema

Springer Verlag

Ratgeber für Menschen mit Polyneuropathie

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen