Auch junge Kinder profitieren von Insulinpumpe

HAMBURG (hbr). Auch Kinder mit Typ-1-Diabetes, die jünger als sechs Jahre sind, profitieren von einer Insulinpumpe: Die Rate schwerer Unterzuckerungen geht deutlich zurück, ohne dass dafür eine Verschlechterung des HbA1c-Wertes in Kauf genommen werden muss.

Veröffentlicht:

Danach könnte die Insulinpumpe, die jetzt schon jedes vierte Diabeteskind unter sechs Jahren benutzt, für diese Altersgruppe künftig die Therapie der Wahl werden. Denn das Alter ist ein Risikofaktor für Unterzuckerungen. Und schwere Hypoglykämien mit Krampfanfällen stehen im Verdacht, das Gehirn der Kinder dauerhaft zu schädigen.

Aber gerade bei jungen Kindern sind gute Glukosewerte ohne Entgleisungen mit herkömmlichen Spritzen schwer erreichbar: Die Kinder brauchen oft sehr wenig Insulin, haben eine hohe Insulinempfindlichkeit und einen in diesem Alter kaum kalkulierbaren Appetit und Bewegungsdrang. Die Pumpe erlaubt eine stündlich programmierbare und wesentlich exaktere Feindosierung des Insulins.

Das berichten Dr. Bettina Heidtmann vom katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg und ihre Kollegen (Diabetologie 1/2007, 33). Die Diabetologen werteten Daten von 315 Kindern aus, die vor ihrem sechsten Geburtstag eine Insulinpumpe erhielten. Das mittlere Startalter betrug 3,6 Jahre. Die Informationen lieferte eine deutsch-österreichische Datenbank. Verglichen wurden die Rate schwerer Unterzuckerungen mit Krampfanfall, Koma oder Bewusstlosigkeit, der HbA1c und die Rate diabetischer Ketoazidosen ein Jahr vor der Pumpentherapie und ein Jahr nach dem Beginn.

Der HbA1c-Wert änderte sich kaum. Er war schon vorher mit 7,4 Prozent recht gut und landete nach zwölf Monaten bei 7,3 Prozent. Anders dagegen die übrigen Werte: Diabetische Ketoazidosen, die früher etwa siebenmal pro 100 Patientenjahre auftraten, wurden bei Pumpentherapie gar nicht registriert.

Auch die Rate schwerer Hypoglykämien ging deutlich zurück. Sie verringerte sich in sechs Monaten signifikant von 7,2 auf 1,6 pro 100 Patientenjahre und in einem Jahr auf 2,8 pro 100 Patientenjahre. Der zweite Unterschied ist zwar nicht mehr signifikant, aber klinisch eindeutig relevant. Die Pumpentherapie brachte den Kindern also mehr Sicherheit bei guter Stoffwechselkontrolle.



STICHWORT

Insulinpumpen

Insulinpumpen sind kleine Infusionsgeräte. Sie werden am Körper getragen und geben über einen Katheter und eine unter der Haut liegende Nadel kontinuierlich Insulin ab. Das Gerät kann so programmiert werden, dass es im Verlauf des Tages die jeweils individuell nötige Insulinmenge absondert. Zu dieser Basalrate lässt sich per Knopfdruck eine zusätzliche Insulinmenge hinzugeben, etwa zu den Mahlzeiten oder bei der Gefahr von Stoffwechselentgleisungen. Der Katheter wird meist zwei bis drei Tage getragen, dann wird ein neuer angelegt. (eb)

Mehr zum Thema

Doppelter Nutzen

SGLT2-Hemmer sind bei Diabetes und Fettleber im Vorteil

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System