Thiamin-Derivat punktet bei Polyneuropathie

FRANKFURT AM MAIN (hbr). Bei diabetischer Polyneuropathie (dPNP) ist eine optimale Stoffwechsel-Einstellung die erste und wirksamste Maßnahme. Das genügt aber oft nicht. Dann kann eine Behandlung mit Benfotiamin helfen.

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"Die Normoglykämie ist das übergeordnete Behandlungsziel", betont Professor Karlheinz Reiners von der Universität Würzburg. Das ist bei Typ-1- und bei Typ-2-Diabetikern nachgewiesen. Allerdings dauert die Einstellung bei Typ-2-Diabetikern deutlich länger. Benfotiamin ist die zweite Option in einem Drei-Säulen-Therapiemodell. Es ist eine Vorstufe des Thiamins, das als "Nervenschutz-Vitamin" gilt und dessen Bedarf bei Diabetikern häufig erhöht ist. Die Bioverfügbarkeit des fettlöslichen Benfotiamins (milgamma® mono) ist aber zehnfach höher als die von wasserlöslichem Thiamin.

Studien haben etwa belegt, dass sich damit die Schmerzen verminderten. Auch die gestörte Vibrationswahrnehmung und Nervenleitgeschwindigkeit normalisierten sich, wie Professor Hilmar Stracke von der Universität Gießen berichtet. Das belegen Daten von 40 Patienten mit einer seit höchstens zwei Jahren bestehenden dPNP. Sie nahmen in einer randomisierten, Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie entweder 400 mg Benfotiamin oder Placebo ein. Nach drei Wochen hatten die Patienten mit Benfotiamin signifikant weniger Schmerzen, so Stracke bei einer Veranstaltung von Wörwag.

Bei den 24 zuckerkranken dPNP-Patienten der zweiten Studie wurde nach zwölf Wochen nur mit Benfotiamin ein deutlicher Anstieg der Nervenleitgeschwindigkeit gemessen. Die Schwelle für die Wahrnehmung von Vibrationen nahm um ein Drittel ab, bei Placebo blieb sie konstant oder ging zurück. Das Säulenmodell empfiehlt einen drei- bis vierwöchigen hochdosierten Einstieg mit 300 bis 900 mg Benfotiamin am Tag und die Weiterführung mit 150 bis 600 mg. Dabei dürfte die ab 1. Juli erhältliche neue Hochdosis von 300 mg pro Dragee die Compliance erleichtern. Als dritte Säule in dem Modell wird bei Nichtansprechen nach drei Monaten hochdosiert mit Alpha-Liponsäure behandelt. Sie lässt sich mit Benfotiamin kombinieren.

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