Kein erhöhtes Krebsrisiko für Glargin in einer Langzeitstudie

Berichte zu eventuell erhöhtem Krebsrisiko bei Insulin glargin haben verunsichert. Aber das Gegenteil ist nach einer aktuellen Studie der Fall.

Veröffentlicht:
Berichte in der Publikumspresse mit dem Reizwort Krebs lösen immer viel Beratungsbed arf in den Praxen aus.

Berichte in der Publikumspresse mit dem Reizwort Krebs lösen immer viel Beratungsbed arf in den Praxen aus.

© Foto: Klaro

Die Langzeitsicherheit von Insulin glargin (Lantus®), um die das IQWiG eine Diskussion angestoßen hat, ist in einer Fünf-Jahres-Langzeitstudie prospektiv überprüft worden. Primäres Studienziel der am 13. Juni 2009 online, kurz vor der Publikation des IQWiG in "Diabetologia" (online 13. Juni) veröffentlichten Studie von Dr. J. Rosenstock vom Dallas Diabetes and Endocrine Center at Medical City war die Entwicklung der diabetischen Retinopathie unter der Therapie mit dem Analoginsulin und NPH-Insulin.

In die Studie waren insgesamt 1017 Patienten aufgenommen worden. 515 hatten das Analoginsulin erhalten, 509 waren mit dem NPH-Insulin behandelt worden. Mit beiden Therapien wurden ähnliche glykämische Kontrollen erreicht.

Hauptergebnisse: Die Raten der Augenkomplikationen waren mit beiden Insulinen gleich groß, und auch die Progression der diabetischen Retinopathie war mit beiden Insulintherapien gleich.

Wegen der aufgekommenen Diskussion um das Risiko einer möglichen Förderung des Krebswachstums hat das Unternehmen Sanofi-Aventis inzwischen die Daten zu Malignomen aus dieser Studie im Internet zur Einsicht gestellt. Zwar war die Rate der Tumorerkrankungen nicht Studienziel, doch die Dauer der Studie, in der für über 70 Prozent der Teilnehmer für mehr als vier Jahre Daten erhoben worden waren, erlaubt einen aussagekräftigen Vergleich zu den Tumorraten.

Ergebnis des Vergleichs: Die Gesamtrate der Patienten mit Neoplasien während der Studie war in den beiden Behandlungsgruppen ähnlich. Von einer solchen Erkrankung waren 57 der mit Glargin behandelten Patienten betroffen. Das entspricht 11,1 Prozent. Von den mit NPH-Insulin behandelten hatten 62 Patienten eine solche Erkrankung. Das sind 12,3 Prozent. Damit ergibt sich für das Insulinanalogon eine relatives Risiko von 0,9 Prozent. Mit einem Konfizdenzintervall zwischen 0,64 und 1,26 sind beiden Therapien in dieser Hinsicht als gleich zu betrachten.

Wurden zusätzlich nur die Zahlen der Patienten betrachtet, bei denen die Malignome schwerwiegende Komplikationen waren, ergaben sich in beiden Gruppen ebenfalls die gleichen Raten zwischen beiden Gruppen. Es waren 20 Patienten (3,9 Prozent) mit 23 Ereignissen bei den mit Insulin glargin Behandelten und 31 Patienten (6,2 Prozent) mit 32 Ereignissen bei den Patienten, die NPH-Insulin erhalten hatten. Damit ergibt sich ein relatives Risiko für Insulin glargin von 0,63. Das Konfidenzintervall liegt zwischen 0,36 und 1,09.

Die Zahl der Patienten mit malignen Brusttumoren war auch zwischen den beiden Behandlungsgruppen ähnlich. (Rö)

Die Daten zu den Krebserkrankungen in der Studie findet man hier: http://www.clinicalstudyresults.org/documents/company-study_4452_1.pdf

Lesen Sie dazu auch: Verunsicherung zu Lantus® - "der Sündenfall des IQWiG"

Mehr zum Thema

Staatliche Unabhängigkeit in Gefahr?

Diabetesgesellschaft und AWMF besorgt über ÄZQ-Aus

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kommunikation und Datenschutz

Neue Perspektiven für IT in der Praxis

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“