Jeder dritte Diabetiker hat Veränderungen an der Haut

Bakterielle Infektionen und Mykosen stehen bei Hautkrankheiten von Diabetikern im Vordergrund. Oft verursachen Candida- Spezies die Hautinfekte.

Von Prof. Hellmut Mehnert Veröffentlicht:

Professor Hellmut Mehnert

Dermatologen schätzen, dass ungefähr 30 Prozent der diabetischen Patienten Hautveränderungen haben. Dabei stehen bakterielle Infektionen und besonders Mykosen im Vordergrund, wobei diese oft durch Candida-Arten verursacht werden.

Unerwünschte Hautreaktionen durch Insulininjektionen sind extrem selten geworden, ebenfalls Allergien nach der Einnahme von oralen Antidiabetika. Hingegen gibt es immer wieder, vor allem bei schlechter Diabeteseinstellung, Pyodermien wie Furunkulose oder Karbunkelbildung, bei denen energisch mit Verbesserung der Stoffwechseleinstellung und Antibiotika behandelt werden muss. Berichtet wird über das häufigere Auftreten von Psoriasis, Ekzemen und Vitiligo sowie natürlich von Xanthomen bei Dyslipoproteinämien und der seltenen und wohl diabetesspezifischen Necrobiosis lipoidica diabeticorum oder der Acanthosis nigricans. Allerdings wird auch mitgeteilt, dass solche Erscheinungen - wenn auch extrem selten - bei Nichtdiabetikern auftreten können. Die Necrobiosis sieht man fast nur am Bein und dort vor allem an der Oberfläche des Schienbeins. Eine wirklich spezifische, gut wirkende Therapie gibt es hier praktisch nicht. Komplikationen sind aber nicht zu erwarten.

Die häufigste Manifestation des Diabetes an der Haut ist die diabetische Dermopathie, die oft mit Spätkomplikationen an den kleinen Gefäßen zusammen auftritt. Dunkelrote Flecken oder Papeln sind zu beobachten, die nur langsam narbig abheilen.

Ähnlich wie die Necrobiosis äußert sich das disseminierte Granuloma anulare. Immerhin ist diese Hautveränderung bis zu zehn Prozent mit einem Diabetes mellitus assoziiert. Es kommt meist zu einer Abheilung, allerdings mit einer hohen Rezidivrate. Zur Behandlung ist vor allem die Fotochemotherapie von Interesse. Ein gleichzeitiger Versuch mit Retinoiden oder Sulfonen (cave: Allergie) ist zu erwägen.

Weiterhin unterscheidet man Hautveränderungen mit dermaler Induration oder Sklerosierung (unter anderen das Scleroedema adultorum), Ablagerungsdermatosen (Xanthome) sowie Aurantiasis cutis und die erworbene Porphyria cutanea tarda, ferner die bei Langzeitdiabetes und Neuropathien bevorzugt auftretende Bullosis diabeticorum und schließlich perforierende Dermatosen, seltene Hauterkrankungen, bei denen als Merkmal dermale zelluläre oder extrazelluläre Komponenten transepithelial eliminiert werden. Bei allen diesen Hautaffektionen gibt es kaum eine oder nur eine symptomatische Therapie, es sei denn, das Grundleiden (wie bei Xanthomatosen die Dyslipoproteinämie) ist erfolgreich zu behandeln.

Medikamenten-bedingte Hautreaktionen sieht man als Allergie durch Insulin kaum noch. Hingegen ist eine fokale Lipoatrophie der Injektionsstellen nicht so selten. Sie trat aber früher bei den älteren Insulinpräparaten häufiger auf.

Es gibt aber auch die Lipohypertrophie, die durch die insulintypische Inhibierung der Lipolyse hervorgerufen wird. Sie ist wesentlich häufiger als die Lipoatrophie. Deshalb wird der Wechsel der Injektionsstellen empfohlen, der aber oft vernachlässigt wird.

Alles in allem sollten Ärzte die Haut der Diabetiker häufig inspizieren oder rechtzeitig zum Dermatologen überweisen. Vor allem aber: Dermopathien an den Füßen bilden den Eintrittsort für bakterielle Infektionen und können damit zu einem entzündlichen diabetischen Fuß-Syndrom, dem "Zuckerbrand" führen.

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