"Kein Wechsel der Verordnungspraxis bei Diabetes nötig"

BERLIN (eis). Über Erkrankungen des Pankreas als mögliche Folge einer antidiabetischen Therapie mit inkretin-basierten Wirkstoffen - DDP4-Hemmern wie Sitagliptin und GLP1-Analoga wie Exenatide - wird seit Publikation einer US-Studie am 21. Februar diskutiert. Bei der Bewertung des möglichen Risikos hat es jetzt in Deutschland einen Sinneswandel gegeben.

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Am Freitag hatten die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) und diabetesDE empfohlen, Neueinstellungen mit diesen Wirkstoffen nur bei Patienten vorzunehmen, bei denen andere Medikamente das Therapieziel nicht erreichen.

Jetzt sehen die beiden Organisationen wegen weiterer Studiendaten keinen Anlass dafür, dass Ärzte ihre Verordnungspraxis bei diesen Wirkstoffen ändern.

Ausgang der Diskussion war die Analyse von FDA-Daten in der Zeitschrift "Gastroenterology" (online am 21. Februar). Die Auswertung ergab für Patienten unter Medikation mit Glucagon-like Peptid 1 (GLP1) eine sechsfach erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Pankreatitis.

Auch die Wahrscheinlichkeit an Pankreas-Ca und Schilddrüsenkrebs zu erkranken, schien erhöht. Die Fachgesellschaften hatten jedoch Zweifel an der Interpretierbarkeit der Daten angemeldet. Diese Zweifel würden nun durch anderslautende Daten erhärtet.

Man habe sich am Freitag für eine rasche Stellungnahme entschieden, die nach Kenntnis der neuen Aspekte jetzt modifiziert worden sei, sagt Professor Thomas Danne aus Hannover dazu. Er ist Präsident der DDG und Vorstandsvorsitzender von diabetesDE.

Die neuen Daten widersprächen den Ergebnissen der ursprünglichen Studie. So seien ursprünglich in der Kontrollgruppe nur 17 Fälle von Pankreatitis aufgeführt. Dagegen habe es in dieser Gruppe 79 Fälle gegeben, belege eine Untersuchung von Novo Nordisk.

Das Unternehmen fordere daher auch die Zeitschrift auf, den Artikel zurückzuziehen. Bis zur endgültigen Klärung sollten Ärzte nun ihre Verordnungspraxis nicht ändern.

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