Nachtschichten fördern Diabetes

Wer Schicht arbeitet und auch nachts Dienst verrichtet, hat offenbar ein besonders hohes Risiko, an Diabetes zu erkranken. In zwei US-Studien mit Krankenschwestern zeigte sich: Auch die Zahl der Dienstjahre spielt eine Rolle.

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Bei Krankenschwestern mit wechselnden Nachtschichten ist im Vergleich zu nur tags arbeitenden Kolleginnen das Diabetesrisiko deutlich erhöht.

Bei Krankenschwestern mit wechselnden Nachtschichten ist im Vergleich zu nur tags arbeitenden Kolleginnen das Diabetesrisiko deutlich erhöht.

© aceshot / fotolia.com

BOSTON (EO/eis). Nach drei bis neun Jahren Wechselschicht hatten Krankenschwestern - verglichen mit nur tagsüber arbeitenden Schwestern - ein um 20 Prozent erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes, wie Forscher um Dr. An Pan von der Harvard School of Public Health berichten (PLoS Medicine 2011; 8(12): e1001141).

Nach zehn bis 19 Jahren stieg das Risiko um 40 Prozent und nach mehr als 20 Jahren sogar um 58 Prozent an.

Die Forscher hatten Daten zweier prospektiver Kohortenstudien ausgewertet, der Nurses Health Studien (NHS) I und II. Die Schwestern hatten mindestens dreimal pro Monat im wechselnden Turnus Nachtdienst geschoben.

Risikoerhöhung betrifft nicht nur ältere Frauen

Der Zusammenhang zwischen Nachtschicht und Typ-2-Diabetes ließ sich dabei nur teilweise auf den Body-Mass-Index (BMI) zurückführen: Rechnete man den BMI heraus, reduzierte sich der Risikoanstieg zwar auf sechs Prozent nach drei bis neun Jahren, zehn Prozent nach zehn bis 19 Jahren und 24 Prozent nach 20 und mehr Jahren, die Erhöhung blieb immer noch statistisch signifikant.

Die 69.269 Frauen in NHS I waren zu Studienbeginn 42 bis 67 Jahre alt. 6.165 von ihnen erkrankten binnen 20 Jahren an Typ-2-Diabetes.

Die 107.915 Teilnehmerinnen von NHS II waren 25 bis 42 Jahre alt, von ihnen erkrankten 3.961 binnen 18 Jahren. Die Risikoerhöhung betraf also nicht nur ältere Frauen.

Die Wechselschichten machten die Frauen tatsächlich dicker, das zeigte sich in einer separaten Subanalyse, für die nur die Daten der 25- bis 42-jährigen Krankenschwestern herangezogen wurden. Dabei stieg das Risiko, Pfunde zuzulegen, in Abhängigkeit von den in Nachtschicht gearbeiteten Jahren.

Diabetesrisiko steigt durch mehrere Faktoren

Ob die Frauen Sport trieben, Kontrazeptiva einnahmen oder Übergewicht in der Familienanamnese aufwiesen, war dabei nicht von Bedeutung.

Mehrere Faktoren begünstigen offenbar das erhöhte Diabetesrisiko bei Nachtarbeit, vermuten die Forscher. So führen wechselnde zirkadiane Rhythmen zur Abnahme des Leptinspiegels, lassen Blutzucker, Insulin und Blutdruck steigen und bedingen häufig Schlafstörungen.

Schwestern mit Nachtschichten rauchten zudem über die Jahre mehr als Schwestern ohne Nachtschichten. Sie mussten zwangsläufig ihre Mahlzeiten den Schichten anpassen.

Ständiges Verschieben von Essenszeiten hatte man bereits in anderen Studien mit einem Anstieg von postprandialen Glukosewerten, Insulinspiegel und BMI in Zusammenhang gebracht.

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