Schwangerschaft

Diabetes ohne oGTT oft unerkannt

Man könnte Zeit und Geld sparen, wenn man nach einem Gestationsdiabetes postpartal HbA1c oder Nüchternglukose kontrollierte. Doch damit würde einer Studie zufolge die Chance vertan, drei Viertel der Diabeteserkrankungen früh zu entdecken.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Mütter mit Gestationsdiabetes in der Anamnese haben ein hohes Risiko für einen manifesten Typ-2-Diabetes nach der Schwangerschaft.

Mütter mit Gestationsdiabetes in der Anamnese haben ein hohes Risiko für einen manifesten Typ-2-Diabetes nach der Schwangerschaft.

© Liaurinko / fotolia.com

MALAGA. Der HbA1c und der Nüchtern-Blutzuckerwert erlauben einer spanischen Studie zufolge keine zuverlässige Aussage darüber, ob sich der Kohlenhydratstoffwechsel einer Frau mit Gestationsdiabetes nach der Entbindung wieder eingependelt oder ob sich ein Typ-2-Diabetes entwickelt hat (Diabetes Care 2012; 35: 1648-1653).

Bei 90 Prozent der Frauen mit einem Schwangerschaftsdiabetes wird direkt nach der Geburt des Kindes wieder ein normaler Blutzucker gemessen. Allerdings entwickeln 35 bis 60 Prozent der Frauen innerhalb von zehn Jahren eine Glukosetoleranzstörung.

Um dieses Problem frühzeitig zu erkennen, ist eine kontinuierliche Nachsorge erforderlich. Zur Überwachung des Glukosestoffwechsels nach Gestationsdiabetes wird der orale Glukosetoleranztest (oGTT) als Goldstandard empfohlen.

Wissenschaftler der Universität Malaga wollten herausfinden, wie zuverlässig weniger aufwändige Tests im Vergleich zum Goldstandard bei der Diabetes-Frühdiagnose nach einem Gestationsdiabetes sind.

Hierzu verglichen sie die Ergebnisse des oGTT mit der Einschätzung auf der Basis von Nüchternblutzucker und HbA1c-Wert bei 231 Frauen, die zuvor einen Gestationsdiabetes hatten.

Kombinierte Diagnostik ohne Vorteile

Im oGTT zeigten 54,1 Prozent der Frauen ein Jahr nach der Entbindung wieder eine normale Glukosetoleranz, bei 39,8 Prozent sprachen die Werte für einen Prädiabetes und bei 6,1 Prozent der jungen Mütter hatte sich bereits ein Diabetes entwickelt.

Bei der alleinigen Beurteilung der Stoffwechsellage durch den HbA1c waren 16 Prozent der im oGTT unauffälligen Frauen auffällig. Andererseits lag bei rund 77 Prozent der Frauen mit pathologischem oGTT der HbA1c-Wert im Normbereich.

Mit der alleinigen Nüchtern-Blutzuckerbestimmung wären rund 17 Prozent nicht erkannt worden.

Auch eine Kombination der beiden Tests verbesserte die Diagnosesicherheit nicht. Die Autoren errechneten für den HbA1c-Test im Vergleich zum oGTT eine Sensitivität von 22,6 Prozent und einen positiven Vorhersagewert von rund 55 Prozent.

Für die Bestimmung der Nüchternglukose allein ergab sich eine Sensitivität von 83 Prozent und eine Spezifität von 100 Prozent. Eine Glukosestoffwechselstörung konnte zu 100 Prozent vorhergesagt werden.

Wurden beide Tests zusammen durchgeführt, brachten sie es auf 83 Prozent Sensitivität, und der positive Vorhersagewert erreichte 81,5 Prozent.

Kontinuierliche Nachsorge bei Gestationsdiabetes

In ihrer Praxisleitlinie 10 / 2011 empfiehlt auch die Deutsche Diabetes-Gesellschaft bei Gestationsdiabetes eine kontinuierliche Nachsorge. 6 bis 12 Wochen nach der Entbindung soll ein 75-g-oGTT erfolgen.

Es wird betont, dass weder die primäre Bestimmung des HbA1c-Wertes noch der Nüchternglukose allein postpartal zur Diagnostik empfohlen werden können.

Bei abnormer Nüchternglukose (100-125 mg / dl im venösen Plasma) und gestörter Glukosetoleranz nach 2 h (140-199 mg / dl) soll die Diabetesdiagnostik jährlich erfolgen, bei normaler Glukosetoleranz alle zwei bis drei Jahre.

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