Typ-2-Diabetes

Höhere Gefahr für Hyperglykämien bei früher Diagnose

Wer vor dem 65. Lebensjahr an Typ-2-Diabetes erkrankt, hat später offenbar ein besonders hohes Risiko für Blutzuckerentgleisungen. Das zeigt eine US-Studie.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:
Blutzuckertest bei einem Senioren: Erkrankung vor dem 65. Lebensjahr ist oft mit einer besonders schlechten Stoffwechseleinstellung assoziiert.

Blutzuckertest bei einem Senioren: Erkrankung vor dem 65. Lebensjahr ist oft mit einer besonders schlechten Stoffwechseleinstellung assoziiert.

© Robert Kneschke / fotolia.com

BOSTON. Jüngeres Erkrankungsalter ist gleich höheres Risiko für Hyperglykämien: Dieser Zusammenhang wurde in einer Studie deutlich, die US-Autoren von der Harvard Medical School in Boston mit 1438 Typ-2-Diabetikern durchgeführt haben (Diabetologia 2013; 56: 2593).

Die Daten stammen aus dem NHANE-Survey, einer Umfrage, in der US-Bürger zwischen 2005 und 2010 Auskunft zu ihrer Ernährung und Gesundheit gaben.

Häufiger HbA1c-Werte von über 9 Prozent

Wie Seth A. Berkowitz und Kollegen berichten, waren Typ-2-Diabetiker, bei denen die Erkrankung vor dem 65. Lebensjahr begonnen hatte, deutlich mehr gefährdet, kritische Schwellenwerte beim HbA1c zu überschreiten, als Patienten, bei denen die Erstdiagnose jenseits dieser Altersgrenze gestellt worden war.

HbA1c-Werte von über 9 Prozent erreichten 14,4 Prozent der bei Diagnose jüngeren Patienten, aber nur 2,5 Prozent der zu diesem Zeitpunkt bereits älteren.

Ein HbA1c von über 8 Prozent wurde mit Wahrscheinlichkeiten von 23,7 Prozent gegenüber 6,2 Prozent erreicht, für Werte über 7 Prozent lagen die Raten bei 47,9 vs. 25,6 Prozent.

Der Zusammenhang blieb auch dann bestehen, wenn man Einflussfaktoren wie BMI, Taillenumfang, Diabetesdauer und familiäre Belastung herausrechnete.

Unter diesen Umständen war die Wahrscheinlichkeit eines HbA1c über 9 Prozent bei den in jüngeren Jahren diagnostizierten Patienten um mehr als das Dreifache erhöht. Für einen HbA1c von über 8 Prozent war das Risiko 2,72-mal, für einen Wert von über 7 Prozent 1,92-mal so hoch wie bei denen, die erst ab 65 erkrankt waren.

Längere Krankheitsdauer ist keine Erklärung

Das Risiko einer exzessiven Blutzuckerentgleisung (HbA1c über 9 Prozent) sank mit jedem Jahr, das die Patienten frei von Diabetes gewesen waren (OR 0,94).

In Subgruppenanalysen mit Patienten über 70 bzw. mit erst in den letzten fünf Jahren neu diagnostizierter Erkrankung war zudem die Wahrscheinlichkeit eines HbA1c-Werts von über 7 Prozent bei denjenigen Patienten deutlich erhöht, die vor 65 erkrankt waren (OR 2,73 bzw. 1,91).

Der Zusammenhang bleibt rätselhaft; vor allem lasse er sich weder mit dem höheren BMI noch mit der längeren Krankheitsdauer bei den früher diagnostizierten Patienten erklären, betonen Berkowitz und Kollegen.

Diese Patienten hätten zudem sogar häufiger Mehrfachtherapien oder Insulin erhalten. Trotzdem hätten sie ihren Gesundheitsstatus häufiger als schlecht bezeichnet, und das, obwohl sie seltener an Begleiterkrankungen litten.

Die Autoren fordern nun ein "sicheres und doch aggressives, individualisiertes Diabetesmanagement" für die von ihnen identifizierte Risikogruppe von Typ-2-Diabetikern, die vor dem 65. Lebensjahr erkrankt sind.

Longitudinalstudien, so ihr Vorschlag, sollen klären, ob es sich möglicherweise um einen schwereren Krankheitsverlauf mit ausgeprägteren Hyperglykämien und einem erhöhten Risiko für Folgeschäden handelt.

Mehr zum Thema

Doppelter Nutzen

SGLT2-Hemmer sind bei Diabetes und Fettleber im Vorteil

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen