Blutzuckermessung

Warnung vor Euphorie wegen Kontaktlinse

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BERLIN. Ein Forscherteam vom Google X Forschungslabor stellte sein Projekt smart contact lens project vor: Eine digitale Kontaktlinse soll die Tränen von Diabetikern sekündlich nach dem Blutzuckerwert analysieren und die Daten zur Auswertung an Smartphones senden können.

diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe und die AG Diabetologische Technologie der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) begrüßen die Neuentwicklung, warnen aber vor Euphorie.

Für Menschen mit Diabetes könnte eine elektronische Kontaktlinse, die den Blutzucker sekündlich misst, eine extreme Erleichterung im täglichen Selbstmanagement sein, teilt diabetesDE mit.

"Bis diese Technik den Weg in den Alltag von Patienten finden wird, ist es aber sicher noch ein weiter Weg. Zunächst muss die Studienlage gesichtet werden, um einschätzen zu können, ob die Kontaktlinse eine ernsthafte Alternative zum herkömmlichen Blutzuckermessen werden könnte", wird Professor Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE und Chefarzt des Kinderkrankenhauses "Auf der Bult" in Hannover in der Mitteilung zitiert.

Das Forscherteam hat einen Prototyp entwickelt, der aus einer weichen Kontaktlinse mit zwei Schichten besteht, zwischen denen sich ein Sensor und ein Miniatur-Funkchip befinden.

Die Linse soll sekündlich Glukose-Werte in der Tränenflüssigkeit messen und die Daten an eine Smartphone-App funken. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Technologie der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Professor Lutz Heinemann, begrüßt Googles Pläne.

"Es ist eine sehr interessante Idee. Google mit seinem technologischen Know-how ist sehr willkommen als ein Unternehmen, das die Entwicklung in diesem Bereich vorantreiben kann", sagt Heineman.

Geklärt werden müsse unter anderem noch, inwieweit akute Unterzuckerungen über die Tränenflüssigkeit schnell erkannt werden könnten. Auch sei unklar, wie es um Datenschutzbelange bestellt ist.

Auch in Deutschland stehen Forscher vor bahnbrechenden Erneuerungen in der diabetologischen Technologie: Das Kinder- und Jugendkrankenhaus "Auf der Bult" in Hannover hat als erstes deutsches Diabeteszentrum gemeinsam mit internationalen Forscherteams ein Gerät entwickelt, dessen Wirkungsweise einer künstlichen Bauchspeicheldrüse entspricht.

Bei diesem sogenannten "Closed Loop", einem geschlossen Kreis, misst ein Sensor unter der Haut permanent den Blutzucker. Eine computergesteuerte Insulinpumpe übernimmt anschließend die Anpassung der notwendigen Insulindosis.

Ausgehend von sehr erfolgreich verlaufenden Tests will das Kinder- und Jugendkrankenhaus "Auf der Bult" nun weitere Tests durchführen, um die künstliche Bauchspeicheldrüse zur Serienreife zu entwickeln. (eb)

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