Hepatitis-B-Impfung

Ein neuer Weg in der Diabetes-Prävention?

Forscher haben erste Anhaltspunkte für einen potenziellen "Zusatznutzen" der Hepatitis-B-Impfung gefunden: Danach schützt die erzielte Immunisierung nicht nur vor Leberinfektionen, sondern möglicherweise auch vor Diabetes.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Von einem umfassenden Impfschutz können Menschen mit Diabetes ganz besonders profitieren.

Von einem umfassenden Impfschutz können Menschen mit Diabetes ganz besonders profitieren.

© JPC-PROD / fotolia.com

SAN FRANCISCO. Bei chronischen Lebererkrankungen kann es auch zu Störungen des Glukosestoffwechsels kommen. Am deutlichsten wird dies bei Fettlebererkrankungen.

Aber auch eine chronische Hepatitis-C-Infektion kann unabhängig von Adipositas zu einer Insulinresistenz führen. Über eine entsprechende Assoziation bei Hepatitis-B-Infektionen ist dagegen nichts bekannt.

Eine Arbeitsgruppe um Dr. Ken C. Chiu aus Duarte in Kalifornien hat deshalb in einer Studie bei 7142 Personen im Erwachsenenalter das Diabetesrisiko in Abhängigkeit vom serologischen Hepatitis-B-Status untersucht. Personen, bei denen bereits zu Beginn ein Diabetes bekannt war, blieben von der Untersuchung ausgeschlossen.

Die in den Jahren 2005 bis 2010 erhobenen Daten stammen aus dem Forschungsprogramm NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey), einer repräsentativen Erhebung zum Gesundheits- und Ernährungszustand von Einwohnern der USA.

Die Ergebnisse sind jüngst bei der Jahrestagung 2014 der American Diabetes Association (ADA) in San Francisco vorgestellt worden.

Unter den Teilnehmern waren 1412 Personen, bei denen die Ergebnisse der Antikörper-Bestimmung offenbarten, dass sie erfolgreich gegen Hepatitis B geimpft, aber nicht mit dem Virus infiziert waren.

Noch kein Beweis für den Nutzen

In dieser Subgruppe entwickelten nur 16 Personen (1,1 Prozent) einen Diabetes, in der Vergleichsgruppe ohne Hepatitis-B-Impfung waren es dagegen 325 Personen (5,7 Prozent).

Die Hepatitis-B-Impfung war demnach mit einem um mehr als 80 Prozent niedrigerem Diabetesrisiko assoziiert. Auch nach statistischen Adjustierungen für Unterschiede bei den Basischarakteristika zwischen beiden Gruppen resultierte immer noch ein um 52 Prozent geringeres Risiko.

Da die Diabetesdiagnose allein anhand erhöhter Nüchtern-Blutzuckerwerte (> 126 mg / dl) gestellt wurde, lässt sich nicht sicher zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes differenzieren.

Die Autoren gehen aber aufgrund der Altersstruktur des untersuchten Kollektivs davon aus, dass bei den neu aufgetretenen Erkrankungen Typ-2-Diabetes klar vorherrschend war.

Die Studie ist selbstverständlich noch kein überzeugender Beweis für den diabetespräventiven Nutzen der Impfung. Nötig für diesen Nachweis wäre eine prospektive randomisierte Studie. Chiu und sein Team suchen derzeit nach Möglichkeiten, eine solche Studie auf den Weg zu bringen.

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