US-Studie

Lässt Diabetes das Gehirn schrumpfen?

Im Verlauf des Typ-2-Diabetes kommt es offenbar dazu, dass sich das Gehirn verkleinert, zeigt eine US-Studie. Die Ursache könnte an der beschleunigten Alterung liegen.

Veröffentlicht:
Diabetes wirkt sich offenbar auch auf das Gehirn aus.

Diabetes wirkt sich offenbar auch auf das Gehirn aus.

© Springer Verlag GmbH

BERLIN. Für die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) zeigt eine neue US-Studie, dass die Auswirkungen eines Diabetes auf das Gehirn bisher unterschätzt wurden. Bislang wurden Störungen der kognitiven Leistungsfähigkeit bei Diabetes als Zeichen einer vaskulären Demenz interpretiert. Die Studie mit über 600 Patienten deute jedoch in eine andere Richtung, teilt die DDG mit.

Das Team um Nick Bryan von der Perelman School of Medicine in Philadelphia hatte die Größe des Hirns mit der Diabetes-Dauer und der Höhe des Nüchtern-Blutzuckerwerts verglichen.

Ergebnis: Je länger die Patienten am Typ-2-Diabetes litten und je höher der Blutzuckerspiegel war, desto kleiner war ihr Gehirn. Die Unterschiede waren vor allem in der grauen Hirnsubstanz erkennbar (Radiology 2014; 272 (1): 131494).

Auf zehn Jahre gesehen verloren die Diabetiker im Mittel 4,28 von 463,9 Kubikzentimetern ihrer grauen Hirnsubstanz, was einer beschleunigten Alterung entspricht. "Ihr Gehirn war nach dieser Zeit um zwei Jahre älter als das gleichaltriger Nicht-Diabetespatienten", erläutert Professor Dirk Müller-Wieland, Sprecher der DDG.

Der Schwund an Hirnsubstanz kann aber nicht allein auf eine frühzeitige Atherosklerose zurückgeführt werden, zumal die Studie keine Zunahme der Hirninfarkte ergab.

"Die Atrophie ist eher auf eine direkte Schädigung der Hirnzellen zurückzuführen, wie sie auch bei degenerativen Erkrankungen wie M. Alzheimer auftritt", wird Professor Andreas Fritsche vom Uniklinikum Tübingen zitiert.

Da die MRT-Untersuchungen nur zu Beginn der Studie durchgeführt wurden, bleibe offen, ob sich eine strenge Kontrolle des Blutzuckers günstig auf die Entwicklung des zerebralen Zustands auswirkt, so die DDG. Fest stehe jedoch: In der Eingangsuntersuchung hatten Teilnehmer mit den besseren Blutzuckerwerten die geringsten Einbußen bei den Nervenzellen. (eb)

Mehr zum Thema

Springer Verlag

Ratgeber für Menschen mit Polyneuropathie

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen