Diabetes

Mehr Lebensjahre durch frühe intensive Therapie

Acht Jahre intensive Therapie gegen Diabetes, Bluthochdruck und Hyperlipidämie brachte Patienten der Steno-2-Langzeitstudie acht Lebensjahre.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Blutdruckwerte unter 140 mmHg wurden bei der intensiven Therapie angestrebt.

Blutdruckwerte unter 140 mmHg wurden bei der intensiven Therapie angestrebt.

© goodluz / fotolia.com

SLAGELSE. Neue Langzeitdaten der dänischen Steno-2-Studie sorgen wieder für Aufsehen: Frühe konsequente Therapie gegen Diabetes, Bluthochdruck und Hyperlipidämie zahlte sich binnen 21 Jahren in einer deutlich erhöhten Lebenserwartung aus (Diabetologia 2016; 59: 2298).

An der 1993 gestarteten Studie hatten ursprünglich 160 Typ-2-Diabetiker mit Mikroalbuminurie teilgenommen. Je die Hälfte wurde über knapp acht Jahre entweder konventionell oder intensiv gegen Risikofaktoren behandelt. Nach den damaligen Leitlinien wurden bei konventioneller Therapie nur Blutdruckwerte unter 160 mm Hg angestrebt, bei intensiver Therapie waren es <140 mmHg. Der HbA1c sollte bei konventioneller Therapie unter 7,5, bei intensiver unter 6,5 liegen. Beim Gesamtcholesterin lagen die Zielwerte unter 250 mg/dl (konventionell) und unter 190 mg/dl (intensiv). Auch der Triglyzerid-Zielwert war mit konventioneller Behandlung deutlich höher als mit intensiver (<195 versus <150 mg/dl). Patienten mit intensiver Therapie bekamen zudem ASS bei einer peripheren vaskulären Erkrankung, Patienten der Kontrollgruppe nicht.

Sieben Jahre nach Studienbeginn hatten die Dänen ihre Leitlinien aktualisiert, von da an galten auch für die konventionell Behandelten ähnliche Zielwerte. Die Studie endete nach knapp acht Jahren, den Patienten mit der konventionellen Behandlung wurde dann ebenfalls eine intensive Therapie angeboten. Zu diesem Zeitpunkt gab es in der Tat deutliche Unterschiede zwischen intensiv und konventionell behandelten Patienten beim systolischen Blutdruck (131 vs 146 mm Hg), beim HbA1c (7,9 vs 9,0) oder Gesamtcholesterin (160 vs 218 mg/dl).

Im Jahr 2014 konnte ein Team um Dr. Peter Gæde vom Slagelse Hospital 66 noch lebende Personen der ursprünglichen Studie ausmachen. In den 21 Jahren seit Studienbeginn waren 55 Patienten mit ursprünglich konventioneller (69 Prozent) und 38 mit ursprünglich intensiver Therapie (48 Prozent) gestorben. Im Median lebten die Diabetiker mit konventioneller Behandlung noch 13 Jahre, bei intensiver Therapie sind es bereits acht Jahre mehr.

Ein ähnlicher Unterschied ergab sich bei der medianen Zeit bis zum ersten kardiovaskulären Ereignis oder dem Tod: In der Gruppe mit konventioneller Therapie trat eines von beiden nach 8 Jahren ein, bei intensiver Therapie nach 16 Jahren. Insgesamt war die Mortalität unter Berücksichtigung aller bekannter Risikofaktoren in der Gruppe mit intensiver Therapie um 45 Prozent reduziert, die absolute Sterberate war um 21 Prozentpunkte geringer. Dies ließ sich vor allem auf eine reduzierte kardiovaskuläre Mortalität (-62 Prozent) zurückführen.

Auch mikrovaskuläre Komplikationen waren nach intensiver Therapie deutlich seltener: Blindheit auf mindestens einem Auge um 53 Prozent und Nephropathie um 50 Prozent.

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