"Strategie ist sinnvoll"

Nationale Diabetes-Strategie im Aufwind?

Die SPD-Gesundheitspolitikerin Kühn-Mengel ist optimistisch, dass ein nationaler Diabetesplan noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden kann. Ein CDU-Politiker schlägt in die gleiche Kerbe.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Eine Verzahnung von Hausärzten und Diabetologen könnte eine Maßnahme in einem national Diabetesplan werden.

Eine Verzahnung von Hausärzten und Diabetologen könnte eine Maßnahme in einem national Diabetesplan werden.

© Baris Simsek / iStock.com

KÖLN. Die Verabschiedung einer nationalen Diabetes-Strategie rückt offensichtlich näher. Sie könne sich vorstellen, dass sich die große Koalition noch in dieser Legislaturperiode auf ein solches Konzept verständigt, sagte die SPD-Gesundheitspolitikerin Helga Kühn-Mengel bei einer gemeinsamen Veranstaltung von DiabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe und Diabetes Programm Deutschland anlässlich des Weltdiabetestages in Köln. "Die Diabetes-Strategie ist sinnvoll."

Sie soll Früherkennung und Prävention des Diabetes ebenso umfassen, wie die Verbesserung der Datengrundlage und die Versorgungsforschung. Zwar gebe es in der SPD-Fraktion nach wie vor Skepsis, ob eine solche Initiative so kurz nach Verabschiedung des Präventionsprogramms auf den Weg gebracht werden soll, sagte Kühn-Mengel.

Wahrscheinlich werde sich aber die Einsicht durchsetzen, dass man im Kampf gegen eine weitere Zunahme von Diabetes-Erkrankungen alles versuchen muss. "Entscheidend ist, dass wir die Anstrengungen bündeln in einer gemeinsamen nationalen Diabetes-Strategie."

Der CDU-Politiker Dietrich Monstadt begrüßte die Äußerungen Kühn-Mengels, kritisierte aber die bisherige Zurückhaltung des Koalitionspartners. "Wenn die SPD sich nicht entschließt, verlieren wir wertvolle Zeit", warnte er.

Nicht länger warten

Angesichts der hohen Zahl von Diabetikern und von noch nicht Diagnostizierten könne man nicht mehr länger warten. "Die Diabetes-Strategie muss jetzt kommen, das heißt für mich noch in diesem Jahr", forderte Monstadt.

Das konnte Dr. Jens Kröger, Diabetologe und Vorstandsvorsitzender von DiabetesDE, nur unterschreiben. Ein Diabetes-Plan oder eine Diabetes-Strategie seien notwendig, um eine Struktur in die unterschiedlichen Aktivitäten zu bekommen und sie unter einem Dach zu bündeln. Der Diabetes-Plan setzt auf die zentrale Steuerung, die Diabetes-Strategie ist eher dezentral ausgerichtet.

Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands Ulrich Weigeldt berichtete von den positiven Erfahrungen mit der hausarztzentrierten Versorgung (HzV) in Baden-Württemberg. Nach der wissenschaftlichen Auswertung konnten bei 119 000 teilnehmenden Patienten innerhalb von drei Jahren 1700 schwerwiegende Komplikationen vermieden werden.

"Wir haben gesehen, dass wir mit der strukturierten Versorgung Verbesserungen erreichen können", sagte er. Wichtig seien der Fokus der HzV auf präventive Maßnahmen und den Check-up 35 sowie das Zusammenwirken von Hausärzten und Diabetologen, erläuterte Weigeldt.

Auch weitere Familienmitglieder kontrollieren

Wenn Hausärzte bei einem Patienten Diabetes diagnostizieren, sei es gut, sich auch die anderen Familienmitglieder anzusehen, sagte er. "Der Familienansatz ist wichtig." Das bestätigte Diabetologe Kröger. Wenn ein Elternteil an Diabetes-Typ-2 erkrankt ist, erhöht sich das Risiko des Kindes um 40 Prozent, sind beide Eltern Diabetiker, um 70 Prozent.

Er verwies darauf, dass der Check-up 35 nicht reicht, um bei Risikogruppen Diabetes zu erkennen, da nur die Nüchternwerte gemessen werden. Kröger erneuerte deshalb seine Forderung, die Untersuchung um die Messung des HbA1c-Wertes zu ergänzen.

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