Typ-1-Diabetes

Diagnose vor den ersten Symptomen

Schon lange bevor Typ-1Diabetes symptomatisch wird, finden sich spezifische Autoantikörper im Blut der Patienten. Neue Tests zur Früherkennung bei Kindern wurden entwickelt. Sie eröffnen die Möglichkeit zur Erforschung der Diabetes-Prävention.

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Blutabnahme mit Spezial-Lanzette in der Fr1da-Studie: Der Test wird anhand weniger, aus dem Finger entnommener Blutstropfen durchgeführt.

Blutabnahme mit Spezial-Lanzette in der Fr1da-Studie: Der Test wird anhand weniger, aus dem Finger entnommener Blutstropfen durchgeführt.

© Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München

MÜNCHEN. Weltweit steigt die Zahl der Kinder mit Typ-1-Diabetes um drei bis fünf Prozent pro Jahr. Forscher testen inzwischen Therapien, die die Entstehung der Erkrankung verhindern sollen. Hiervon könnten Menschen profitieren, bei denen ein Frühstadium der Erkrankung ohne klinische Symptome vorliegt. Ein Projekt zur Früherkennung in diesem Stadium wird dabei am Institut für Diabetesforschung des Helmholtz Zentrums München koordiniert.

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Veröffentlicht: 17.11.2016

Während der klinische Typ-1-Diabetes in der Regel mit dem Auftreten einer Hyperglykämie diagnostiziert wird, kündigt sich die Erkrankung nämlich schon Monate bis Jahre vorher durch Autoantikörper im Blut an. Lassen sich mehrere Diabetes-assoziierte Autoantikörper gegen Insulin, GAD, IA-2 und ZnT8 nachweisen, ist sehr wahrscheinlich mit dem späteren Auftreten eines klinisch-symptomatischen Typ-1-Diabetes zu rechnen, berichtet das Institut für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrums München in einer Mitteilung.

Langzeitstudien konnten zeigen, dass bei etwa 70 Prozent der Patienten, die Typ-1-Diabetes in ihrer Kindheit oder Jugend entwickelten, diese Autoantikörper bereits im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren im Blut nachweisbar waren.

Die Reihenuntersuchung von Kindern in dieser Altersgruppe sei deshalb besonders wichtig, um neue präventive Therapieformen entwickeln zu können, betont Professor Anette-G. Ziegler in der Mitteilung: "Ein Manko ist, dass gegenwärtig nur etwa 10 bis 15 Prozent der betroffenen Kinder mit Autoantikörpern die Teilnahme an Präventionsstudien angeboten wird, weil sich diese Studien in der Regel nur an Verwandte von Patienten mit Typ-1-Diabetes richten", so die Direktorin des Instituts (Diabetes 2016; 65: 3233).

In dem Pilotprojekt Fr1da bieten in Bayern jetzt alle Pädiater den Kindern von zwei bis fünf Jahren bei Vorsorgeuntersuchungen einen Test auf Diabetes-Autoantikörper an. Auch andere Studienprojekte in Deutschland verfolgen ähnliche Ziele: die Fr1dolin-Studie in Niedersachsen mit Autoantikörpertests bei 2- bis 5-Jährigen und die Freder1k-Studie, die in Sachsen das genetische Diabetesrisiko bei Neugeborenen untersucht.

Diejenigen Kinder, bei denen ein Frühstadium des Typ 1 Diabetes diagnostiziert wird, können an einer Präventionsstudie mit oralem Insulin teilnehmen. "Im Frühstadium der Erkrankung verspricht eine Therapie mit Insulinpulver einen besseren Erfolg als zum Zeitpunkt der klinischen Diagnose", kommentiert Privatdozent Dr. Peter Achenbach von dem Zenrum die bisherigen Erkenntnisse.

Um den Erfolg von Immuntherapien besser überprüfen zu können, sollten seiner Meinung nach Biomarker weiterentwickelt werden, welche Aufschluss über Veränderungen des Stoffwechsels und des Immunsystems nach Behandlungsbeginn geben.

Wenn der Blutzucker schon in einem asymptomatischen Frühstadium regelmäßig untersucht wird, besteht außerdem ein geringeres Risiko für eine gefährliche Ketoazidose. Solche Stoffwechselentgleisungen erleidet heute noch jedes dritte Kind beim Ausbruch der Erkrankung. Zusätzlich trage der frühe Beginn einer Insulintherapie dazu bei, die glykämische Kontrolle zu verbessern und das Risiko für spätere Begleiterkrankungen zu senken.

Eine Voraussetzung für die Früherkennung ist die Entwicklung von kostengünstigen und aussagekräftigen Labortests, die Reihenuntersuchungen überhaupt erst ermöglichen. Die Forscher haben daher einen Zweistufen-Test etabliert, bei dem zunächst eine kombinierte Testung von drei der vier wichtigsten Diabetes-assoziierten Autoantikörper gegen GAD, IA-2 und ZnT8 im Blut erfolgt (Diabetes Technology & Therapeutics 2016; online 23. August).

Fällt dieser erste Screeningtest positiv aus, werden anschließend die drei Autoantikörper sowie zusätzlich noch die Autoantikörper gegen Insulin in jeweils separaten Tests untersucht.

"Der Zweistufen-Test erwies sich als sensitiv und spezifisch, um ein Frühstadium des Typ-1-Diabetes diagnostizieren zu können – und zwar gleichermaßen bei Untersuchung von venösem oder kapillarem Blut", so Achenbach. Der Test kommt in der Fr1da-Studie zur Anwendung. Insgesamt sollen dabei rund 100.000 Blutproben untersucht werden. (eb)

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