Flash-Glukose-Monitoring

Unblutige Messung senkt Hypoglykämie-Risiko

Mit Flash-Glukose-Monitoring (FGM) können Diabetiker jederzeit unblutig aktuelle Zuckerwerte mit einem Scanner abrufen. Dabei lassen sich Hypoglykämie-Ereignisse stark reduzieren.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Mit einem Sensor am Oberarm wird beim Flash-Glukose-Monitoring (FGM) der Zucker in der Gewebsflüssigkeit gemessen.

Mit einem Sensor am Oberarm wird beim Flash-Glukose-Monitoring (FGM) der Zucker in der Gewebsflüssigkeit gemessen.

© Abbott Diabetes Care

STOCKHOLM. Beim Flash-Glukose-Monitoring (FGM) wird ein Sensor am Oberarm platziert, um Zuckerwerte in der Gewebsflüssigkeit zu messen. Erfasst werden aktuelle Werte und Trends beim Glukose-Spiegel. Patienten lesen die Werte mit einem Scanner aus; der Sensor muss alle 14 Tage ausgetauscht werden. Blutzuckermessungen sind nicht nötig.

Patienten können mit den häufigen und unblutigen Zuckerkontrollen Hypoglykämien vermeiden, ohne Abstriche an die Stoffwechselkontrolle zu machen, berichten jetzt Forscher um Professor Jan Bolinder vom Stockholmer Karolinska-Institut (Lancet 2016; 388: 2254). An ihrer sechs Monate dauernden IMPACT-Studie nahmen 241 gut kontrollierte Typ-1-Diabetiker teil (initialer HbA1c=7,5 Prozent). Patienten mit gestörter Hypoglykämiewahrnehmung waren ausgeschlossen.

FGM vs CGM

Anders als beim Blutzuckermessen wird bei Flash-Glukose-Monitoring (FGM) und bei Continuous Glukose Monitoring (CGM) Zucker in der Gewebsflüssigkeit mit einem Sensor gemessen; pieksen zur Blutgewinnung entfällt.

CGM-Systeme müssen noch mit Blutzuckermessungen kalibriert werden. FGM ist vorkalibriert, Blutzuckermessen ist nicht nötig.

FGM hat allerdings keine Hypoglykämie-Warnfunktion, und auch eine sensorunterstützte Pumpentherapie ist damit nicht möglich.

Im Vorfeld der Studie wurden alle Patienten 14 Tage lang mit dem FGM-System (FreeStyle® Libre) ausgestattet, ohne es auslesen zu können. Danach wurden je etwa die Hälfte nach dem Zufallsprinzip einer Gruppe mit sensorbasierter Messung oder mit konventionellen Blutzuckerselbstmessung zugeteilt. In der Kontrollgruppe wurde der Glukosespiegel 14 Tage vor Abschluss der sechsmonatigen Studie zusätzlich verblindet mit dem Sensor erfasst.

Das Ergebnis: In der Interventionsgruppe reduzierte sich die tägliche Hypoglykämiezeit (Glukosespiegel <70 mg/dl) von 3,38 auf 2,01 Stunden, in der Kontrollgruppe von 3,44 auf 3,27 Stunden. Die adjustierte Differenz von 1,24 Stunden war hochsignifikant. Sie entspricht einer Reduktion der Hypoglykämiedauer um 38 Prozent; Unterschiede ab 30 Prozent gelten als klinisch relevant.

Eine relevante Verbesserung hatten bei Studienende 77 FGM-Patienten (65 Prozent) und 39 Kontroll-Patienten (33 Prozent) erreicht. Die Hyperglykämiezeiten (>240 mg/dl) waren mit der Sensor-Technologie 19 Prozent kürzer; bei Studienende gab es keine Unterschiede bei den HbA1c-Werten zwischen Kontroll- und Interventionsgruppe.

FGM-Patienten hatten ihren Glukosespiegel im Mittel 15,1-mal am Tag überprüft, im Vergleich zu 5,6-mal in der Kontrollgruppe. Die FGM-Patienten waren mit der Therapie zufriedener. Schwere Nebenwirkungen gab es keine, leichte waren selten wie allergische Reaktionen, Juckreiz, Rash oder auch Erytheme und Ödeme nach Sensor-Platzierung. Schwere Hypoglykämien mit Fremdhilfe gab es zwei bei Patienten mit Sensor und vier bei Blutzuckerselbstmessung.

Fazit: CGM ist eine "vielversprechende Alternative" zur Blutzuckermessung. Weil CGM keine Alarmfunktion hat, sei es möglicherweise nicht ideal bei Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen, so die Forscher.

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