Früherkennung

Diabetes-Risiken sind alarmierend häufig

Mehr als 21.000 Passanten in Einkaufszentren haben in den vergangenen zehn Jahren bei der Aktion "Gesünder unter 7" ihr Diabetes-Risiko abklären lassen. Die Ergebnisse sind dramatisch.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Falsche Essgewohnheiten und wenig Bewegung: die typischen Risikofaktoren für Diabetes.

Falsche Essgewohnheiten und wenig Bewegung: die typischen Risikofaktoren für Diabetes.

© vectorfusionart / Fotolia

NEU ISENBURG. Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung in Deutschland hat ein hohes Risiko für Typ-2-Diabetes oder einen unerkannten manifesten Diabetes. Das belegen die Daten von bundesweit 21.055 Passanten in 45 Einkaufszentren, die binnen zehn Jahren bei der Diabetes-Aufklärungsaktion "Gesünder unter 7" von Sanofi erhoben worden sind (Cardiovasc Endocrinol 2017, 6: 48).

Gesünder unter 7

Die Diabetes-Aktion "Wissen was bei Diabetes zählt: Gesünder unter 7 PLUS" wird 2017 von Sanofi gemeinsam mit über 20 Partnern fortgesetzt. Medienpartner ist die "Ärzte Zeitung".

In Darmstadt (Luisencenter) wird am 30. und 31. März gestartet.

In Nürnberg (Franken-Center) ist die Aktion dann am 20. und 21. Juli zu Gast.

Mehr Informationen unter: www.gesuender-unter-7.de

Die Teilnehmer ohne bekannten Diabetes hatten zwischen 2005 und 2014 am Stand der Aktion ihr Erkrankungs-Risiko ermitteln lassen. Je etwa 40 Prozent von ihnen waren jünger als 55 oder älter als 64 Jahre alt, etwa 20 Prozent im Alter dazwischen. Frauen stellten zwei und Männer ein Drittel der Freiwilligen. Alle hatten einen Fragebogen zum Diabetes-Risiko ausgefüllt (FINDRISK); zudem wurden bei ihnen Blutzucker, Blutdruck, Bauchumfang und BMI bestimmt; gut jeder Fünfte ließ zudem seinen HbA1c-Wert messen.

Ergebnis: Diabetes-Risikofaktoren waren weit verbreitet. 40 Prozent hatten nahe Verwandte mit Diabetes und damit eine Prädisposition. 17 Prozent waren adipös und weitere 40 Prozent übergewichtig. Jeder Dritte bewegte sich nicht regelmäßig und jeder Fünfte hatte ungesunde Essgewohnheiten, das heißt, Obst, Gemüse und Vollkornprodukte wurden nicht täglich verzehrt. Jeder Zweite hatte zudem Bluthochdruck mit systolischen Werten über 140 mmHg. Nach der FINDRISK-Skala hatten 14 Prozent ein moderates bis hohes Risiko, binnen zehn Jahren Diabetes zu entwickeln.

Bei 4133 Teilnehmern war zudem der HbA1c bestimmt worden, Werte ab 6,5 Prozent ergaben sich bei knapp 19 Prozent von ihnen und damit bereits ein manifester Diabetes; weitere 24 Prozent hatten zudem mit Werten von 6,0 bis 6,4 Prozent ein hohes Erkrankungsrisiko.

Die Daten verdeutlichen den hohen Bedarf an Diabetes-Prävention in Deutschland, betonen die Studienautoren um Professor Stephan Jacob aus Villingen-Schwenningen. Lebensstiländerungen mit gesunder Kost, regelmäßiger Bewegung und einer langfristigen Gewichtsreduktion von fünf Prozent haben in Studien das Diabetesrisiko deutlich gesenkt. Die Prävention sollte schon in jungen bis mittleren Jahren beginnen. In einer Langzeitstudie in Großbritannien ergab sich bei erhöhten BMI-Werten im Alter von 21 Jahren eine gesteigerte Rate an Diabetes-Manifestationen in den nächsten 30 Jahren.

Weil Typ-2-Diabetes immer noch häufig erst bei schweren Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall diagnostiziert wird, ist Früherkennung zudem von großer Bedeutung. Die Studie zeigt: Zum Screening eignen sich HbA1c-Messungen und der FINDRISK-Fragebogen als einfache und pragmatische Methoden.

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