Magenverkleinerung

Bald normale Therapieoption für Diabetiker?

Bariatrische Chirurgie ist auch langfristig eine besonders wirksame antidiabetische Therapie. Sie sollte Typ-2-Diabetikern künftig häufiger angeboten werden, wird gefordert.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:

CLEVELAND. Wird die bariatrische Chirurgie für adipöse Patienten mit Typ-2-Diabetes bald eine ganz normale Therapieoption? Experten internationaler Diabetesorganisationen sprechen sich dafür aus und schlagen auch schon eine Leitlinie vor .

Die Konsens-Empfehlungen werden jetzt durch neue Langzeitdaten der STAMPEDE-Studie unterstützt: Übergewichtige Zuckerkranke mit chirurgischer Magenverkleinerung bekamen in dieser Untersuchung binnen fünf Jahren ihren Stoffwechsel deutlich besser in den Griff als Patienten mit ausschließlich medikamentöser antidiabetischer Therapie (NEJM 2017; 376: 641). In der Studie ging es dabei nicht primär um Gewichtsreduktion, sondern um die antidiabetische Therapie. Als primärer Endpunkt war ein HbA1c von 6,0 Prozent mit oder ohne Diabetesmedikation festgelegt. Die ursprünglich 150 Teilnehmer hatten einen BMI von 27 bis 43 (im Schnitt BMI 37) und waren mit HbA1c-Werten von im Mittel 9,2 Prozent schlecht eingestellt. Alle erhielten eine intensive antidiabetische Medikation nach Bedarf. Zwei Drittel wurden zudem operiert (Tunnelmagen oder Magenbypass). Nach fünf Jahren waren noch 134 Patienten dabei. Es gab bis auf eine Reoperation keine schweren Komplikationen.

Ergebnis: Den primären Endpunkt erreichten nach fünf Jahren 29 Prozent der Patienten mit Magen-Bypass, 23 Prozent mit Schlauchmagen und 5 Prozent mit alleiniger medikamentöser Therapie. Eine Remission des Diabetes, also einen HbA1c unter 6,0 Prozent ohne antidiabetische Medikation, gab es bei 22 Prozent mit Magenbypass, 15 Prozent mit Schlauchmagen und bei keinem der Medikamentengruppe. Zudem konnten die Patienten mit Magenverkleinerung ihr Körpergewicht deutlich stärker reduzieren: um 23 Prozent bei Magenbypass, um 19 Prozent bei Schlauchmagen im Vergleich zu 5 Prozent in der Medikamentengruppe.

Wegen der überlegenen Wirksamkeit der metabolischen Chirurgie schlagen Experten vom "2nd Diabetes Surgery Summit" folgendes vor: Ein bariatrischer Eingriff sollte generell allen Typ-2-Diabetiker mit einem BMI ab 40 empfohlen werden, ebenso bei einem BMI ab 35, wenn sich der Blutzucker mit Arzneien und Lebensstiländerungen nicht befriedigend senken lässt (Diabetes Care 2016; 39: 861). Bei einem BMI ab 30 sollte ein solcher Eingriff erwogen werden, wenn Betroffene den Blutzucker durch optimale medikamentöse Therapie einschließlich Insulin nicht in den Griff bekommen.

Metabolische Chirurgie bei Diabetes

Experten-Konsens: 2nd Diabetes Surgery Summit in London

- Generell ist ein bariatrischer Eingriff zu empfehlen bei allen Typ-2-Diabetikern mit einem BMI ab 40 (Adipositas Grad III).

- Eingriffe sind empfohlen bei Typ-2-Diabetes mit BMI ab 35 mit unzureichender Stoffwechselkontrolle durch Arzneien/Lebensstil.

- Eingriffe sind zu erwägen bei Typ-2-Diabetes mit BMI ab 30 mit unzureichender Stoffwechselkontrolle durch Arzneien/Lebensstil.

Mehr zum Thema

Glosse

Die Duftmarke: Ab auf die Waage!

Gastbeitrag

DMP Adipositas – Änderung des Lebensstils im Fokus

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Der papierene Organspendeausweis soll bald der Vergangenheit angehören. Denn noch im März geht das Online-Organspende-Register an den Start.

© Alexander Raths / Stock.adobe.com

Online-Organspende-Register startet

Wie Kollegen die Organspende-Beratung in den Praxisalltag integrieren