Hautpflegeöl beugt Dekubital-Ulzera vor

DRESDEN (hsr). Dekubitalgeschwüren bei bettlägerigen Patienten läßt sich erfolgreich mit einem Hautpflegeöl aus hyperoxygenierten Fettsäuren auf Linolsäure-Basis vorbeugen: In einer großangelegten Studie verringerte sich die Inzidenz der Ulzera so um knapp die Hälfte.

Veröffentlicht:

Die Prophylaxe von Druckgeschwüren gilt nach wie vor als eine der größten Herausforderungen in der Pflege alter Menschen. Nach aktuellen Schätzungen liegt die Prävalenz von Dekubital-Ulzera in deutschen Krankenhäusern bei zehn Prozent, in geriatrischen Kliniken sowie Pflegeheimen bei 20 und in der häuslichen Pflege ebenfalls bei 20 Prozent.

"In Deutschland werden jährlich über eine halbe Million Patienten wegen solcher Druckgeschwüre behandelt, 10 000 von ihnen sterben im Jahr an den Folgen eines Dekubitus", sagte Dr. Andreas Fischer bei einer Pressekonferenz des Unternehmens URGO in Dresden. Die Behandlungskosten pro Dekubitus-Patient bezifferte der Oberarzt vom Evangelischen Geriatrie-Zentrum in Berlin auf 2000 bis 10 000 Euro.

Damit es gar nicht erst soweit kommt, nannte Fischer die Prävention solcher Hautläsionen durch Einfetten der Dermis, regelmäßige Lagerung und Mobilisation der Bettlägerigen sowie die Beseitigung von Risikofaktoren wie Diabetes als bevorzugte Ziele in der Versorgung.

Wie wichtig konsequente Hautpflege für die Prophylaxe von Druckgeschwüren ist, belegen jetzt auch die Ergebnisse der GIPPS (Geriatric Incidence and Prevention of Pressure Sores)-Studie, die Dr. Denis Colin aus Saint Saturnin vorgestellt hat.

Nutzen des Pflegeöls wurde in prospektiver Studie untersucht

In die prospektive multizentrische Studie sind nach Angaben des französischen Gerontologen vom Centre de l’Arche insgesamt 1121, im Mittel 85jährige Patienten aus geriatrischen Abteilungen aufgenommen worden. Die Patienten hatten zumeist neurologische, psychiatrische und kardiovaskuläre Begleiterkrankungen sowie Diabetes. Über 90 Prozent waren zudem harn-, stuhl- oder gemischt inkontinent. Knapp zwei Drittel von ihnen hatten aus diesem Grunde ein hohes, ein Drittel sogar ein sehr hohes Dekubitus-Risiko, doch bei keinem lag zu Studienbeginn bereits ein Druckgeschwür vor.

Spezialmatratze und regelmäßiges Umsetzen in einen Sessel gehörten zur Grundpflege. Knapp 35 Prozent der Patienten wurden darüber hinaus über zwei Monate mehrmals täglich vor allem an den Prädilektionsstellen Ferse und Sakralbereich vorbeugend mit dem Pflegeöl Sanyrène® eingesprüht, 25 Prozent erhielten Salben und Cremes, 40 Prozent blieben unbehandelt.

Widerstandsfähigkeit der Haut wird gesteigert

Das von URGO in einer Flasche mit Pumpspray vertriebene Öl besteht zu 60 Prozent aus hyperoxygenierten Fettsäuren auf Linolsäure-Basis. Es stärkt, wie Colin berichtet hat, die Elastizität und Widerstandsfähigkeit der Haut und aktiviert den Stoffwechsel in den für Druckgeschwüre gefährdeten Körperbereichen. Das Mittel wirke der Austrocknung der Haut entgegen, verringere die auftretenden Scherkräfte, rege die Zellneubildung an und beschleunige diese.

Die gute prophylaktische Wirksamkeit des Topikums bestätigen nach Colins Aussage nun die GIPPS-Resultate: Die Inzidenz für neue Geschwüre - überwiegend in der Kreuzbeinregion - lag bei 15,7 Prozent. 16,3 Prozent der unbehandelten und 15,6 Prozent der mit Cremes und Salben behandelten Patienten entwickelten einen Dekubitus, im Vergleich dazu waren es bei den mit dem Pflegeöl einmassierten nur 7,3 Prozent.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken