Auch Schimmelpilze lieben Haut und Nägel

MÖLBIS (sko). Wenn bei Patienten mit geschwächter Abwehr ein wiederholter Pflasterwechsel ansteht, sollte dieser behutsam erfolgen. Denn Mikrotraumen, die durch das Abreißen des Pflasters entstehen, können Schimmelpilzen wie Aspergillus den Weg ebnen. Eine dann entstehende Hautinfektion ist oft schwer beherrschbar und kann sogar tödlich enden.

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Hautinfektionen durch Pilze - das klingt auch für den Praktiker erst einmal nicht besonders gefährlich. Daß aber nicht nur Dermatophyten, sondern auch Schimmelpilze zu einer Hautmykose führen können, ist weniger bekannt. Dabei kann eine Schimmelpilzinfektion der Haut nicht nur durch einen primären Befall der Haut, sondern auch sekundär durch Streuung entstehen.

Etwa zehn Prozent der Patienten mit einer disseminierten Aspergillose entwickeln sekundär eine kutane Aspergillose, wie Privatdozent Pietro Nenoff und Dr. Jürgen Herrmann vom Laboratorium für medizinische Mikrobiologie in Mölbis berichten (Akt Dermatol 31, 2005, 371).

Aspergillus kann auch über das Blut in die Haut eindringen

Eintrittspforte für die primäre kutane Aspergillose sind Verbrennungs- und chirurgische Wunden, aber auch Mikrotraumen durch wiederholten Pflasterwechsel, etwa zur Fixierung eines Venenkatheters. Sekundär kann sich Aspergillus hämatogen bis zur Haut ausbreiten. Behandelt wird am häufigsten mit Itraconazol und mit Voriconazol. Bei der sekundären kutanen Aspergillose wird zudem systemisch Amphotericin B und Caspofungin verwendet, so die Kollegen.

Ebenfalls von Bedeutung als Erreger von Hautinfektionen sind Fusarien-Arten, und das besonders bei Patienten mit chronischem Nierenversagen, hämatologisch-onkologischen Erkrankungen, Verbrennungswunden, Diabetes oder ischämischer Herzkrankheit. Fusarien sind vor allem für Pflanzen pathogen, können aber auch invasive und oberflächliche Mykosen bei immunsupprimierten Menschen verursachen.

Die Therapie kann schwierig sein, weil die Pilze zum Teil nur gering oder gar nicht empfindlich sind gegen Amphotericin B. Es gebe Berichte, wonach sich Patienten mit einer Fusarien-Infektion erfolgreich mit Voriconazol kombiniert mit Amphotericin-B-Lipidkomplex behandeln ließen, so Nenoff und Herrmann.

Einen anderen Vertreter der Schimmelpilze hatte sich ein 42jähriger Mann eingefangen, berichten die Kollegen: Nach einer Nierentransplantation und darauffolgenden Immunsuppression entwickelte der Mann, wahrscheinlich nach einer Verletzung am Knöchel, schmerzlose Knoten in der Haut der Beine, später auch an den Unterarmen. Die Gewebeprobe ergab: Dort hatte sich der Schwärzeschimmelpilz Alternaria alternata eingenistet. Der pigmentierte Pilz verdankt seinen Namen seiner Melanin-haltigen Zellwand.

Schimmelpilze bei drei Prozent der Onychomykosen

Doch nicht nur bei den Hautmykosen, auch bei den Nagelmykosen können Schimmelpilze beteiligt sein. "Bei ein bis vier Prozent der Patienten mit Onychomykose liegt ein Schimmelpilz zugrunde", schreiben die Mikrobiologen. In einer eigenen Untersuchung konnten sie bei der Hälfte der 5 077 Nagelproben von Patienten mit Verdacht auf Onychomykose einen Pilz nachweisen.

Davon fielen 68 Prozent auf Dermatophyten, 29 Prozent auf Sproßpilze und drei Prozent auf Schimmelpilze. Doch scheinen hier auch geographische Faktoren von Bedeutung zu sein: In einer Region in Indien war bei 22 Prozent der untersuchten 100 Patienten ein Schimmelpilz die Ursache der Nagelmykose gewesen.

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