Das Dilemma mit dem Sonnenschutz

"Mittagssonne meiden", "Schatten suchen" - so kann man sich am besten vor der gefährlichen UV-Strahlung der Sonne schützen, heißt es oft. Jetzt bezweifeln Schweizer Forscher, dass dies effektiv ist, denn ihre Studie hat ergeben: Die größte UV-Belastung kommt gar nicht von direkt einfallendem Licht.

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Die Sonne - für Menschen lebenswichtig, aber auch lebensgefährlich.

Die Sonne - für Menschen lebenswichtig, aber auch lebensgefährlich.

© panthesja / fotolia.com

LAUSANNE (rb). Den Hauptanteil an der kumulierten Dosis an UV-Strahlung steuert die Streustrahlung bei, berichten Wissenschaftler um David Vernez von der Universität Lausanne.

Für ihre Versuche hatten sie ein Modell ertüftelt, mit dem sich die Bestrahlung ungeschützter Körperbereiche über den Verlauf eines Jahres hinweg simulieren lässt (Br J Dermatol 2012, online 22. Februar).

Dabei diente die Grundeinstrahlung des Jahres 2009 in der Schweizer Gemeinde Payerne, 491 m über dem Meeresspiegel gelegen, als Referenzgröße. Angenommen wurde eine tägliche Einstrahlung von neun Stunden (8 bis 17 Uhr), wie sie für Arbeiten unter freiem Himmel typisch ist.

Die durchschnittliche Tagesexposition betrug am Boden 16,3 standardisierte Erythemdosen (SED). 1 SED entspricht 100 J m-2, die minimale Erythemdosis für die Hauttypen II und III liegt bei 2,5 - 3 SED. Die mittleren Tagesdosen einzelner Körperregionen erreichten zwischen 6,2 SED am Handrücken und 14,6 SED an den Schultern. Das Gesicht bekam im Mittel 6,7, der Nacken 10 SED ab. Horizontale Körperpartien waren stärker exponiert als vertikale.

Reflektierte Strahlung nicht groß an UV-Gesamtdosis beteiligt

Interessant war, welchen Anteil die direkte, die reflektierte und die Streustrahlung an der UV-Belastung hatten. So trug die direkte Einstrahlung nur mit maximal 24 Prozent zur Gesamtbelastung bei, obwohl sie zu bestimmten Zeiten - etwa mittags im Sommer - mehr als 50 Prozent der Gesamtdosis erreichen kann.

Reflektierte Strahlung war nur mit 0,1 - 3 Prozent an der UV-Gesamtdosis beteiligt, wobei die Spitzenwerte an Wintertagen mit schneebedecktem Untergrund erzielt wurden.

80 Prozent der jährlichen UV-Last macht die Streustrahlung aus. Dabei handelt es sich um eine Strahlungsart, vor der man sich weniger gut schützen kann als vor direkt einfallendem Licht.

"Uns scheint, dass die Streustrahlung in der aktuellen Präventionspraxis nicht adäquat berücksichtigt wird", schreiben die Schweizer Autoren im Fazit ihrer Studie. Dabei trage sie am meisten zur individuellen UV-Belastung bei.

Die Forscher bezweifeln, dass Empfehlungen wie "Mittagssonne meiden" oder "Schatten suchen" mit Blick auf langzeitige, nichtmelanozytäre UV-Schäden wirklich effektiv sind.

Quelle: www.springermedizin.de

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