Akne

Plädoyer für rationalen Umgang mit Antibiotika

Vertreter aus Dermatologie und Mikrobiologie haben Thesen zu Resistenzen und einer rationalen Therapie bei Akne erarbeitet. Diese wurden in einem Positionspapier veröffentlicht.

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Nur bei schwerer Akne ist nach den Leitlinien die zeitlich eng befristete systemische Antibiotikatherapie zu erwägen.

Nur bei schwerer Akne ist nach den Leitlinien die zeitlich eng befristete systemische Antibiotikatherapie zu erwägen.

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DÜSSELDORF. Steigende Antibiotika-Resistenzen sind auch in der Dermatologie zunehmend von Bedeutung. Besonders der unsachgemäße Einsatz topischer Antibiotika bei Akne trage zur Resistenzentstehung bei, lautet ein Fazit der Experten bei einem von Galderma Deutschland unterstützten Workshop in Berlin.

Leider würden bei Acne vulgaris in der Primärtherapie weltweit immer noch zu einem hohen Prozentsatz topische Antibiotika verordnet, wird Professor Harald Gollnick, Magdeburg, in einer Mitteilung des Herstellers zitiert.

Dies führe dazu, dass sich bei einzelnen Patienten resistente Propionibacterium acnes (P. acnes) und im Follikelausgang resistente Staphylococcus aureus (S. aureus) entwickelten, was die Therapie bei Akne letztlich erschwere, aber auch die bei anderen Infektionen, so Gollnick.

Aufbauend auf Erkenntnissen zur Pathogenese werde Acne vulgaris als multifaktorielle, chronisch-entzündliche Erkrankung angesehen, bei der mehrere pathogenetische Faktoren zusammenkommen.

"P. acnes ist lediglich ein Trigger"

Eine langfristig wirksame Therapie sollte daher die Faktoren gleichermaßen angreifen, so Gollnick in der Mitteilung. "P. acnes ist kein Auslöser, sondern lediglich ein Trigger der Aknesymptomatik."

Gemäß Leitlinien sei bei der Akne lediglich die zeitlich eng befristete systemische Antibiotikatherapie eine Therapieoption, die allerdings Patienten mit schweren Formen der Erkrankung oder bei Brust-/Rückenbeteiligung vorbehalten bleiben sollte, erklärt Professor Stefan Beissert, Dresden, in der Mitteilung.

Aus seiner Sicht sollte entsprechend der Empfehlungen der deutschen Akne-Leitlinie und der bestehenden Studienlage die systemische Antibiotikatherapie durch eine langfristige Erhaltungstherapie mit Retinoiden und optional BPO ersetzt werden.

Insgesamt werde der Einfluss der ambulanten Medizin auf die Resistenzsituation noch immer unterschätzt, wird auch Professor Jan Buer, Essen, zitiert.

Strategien im ambulanten Bereich gefordert

Der 10-Punkte-Plan des Bundesgesundheitsministeriums zur Bekämpfung resistenter Erreger ziele vor allem auf Kliniken und greife damit zu kurz. Nötig seien vielmehr Strategien, die auch im ambulanten Bereich einen rationalen, leitlinienkonformen Einsatz von Antibiotika sichern.

Mit dem Ziel, langfristig zu einer rationalen, leitliniengerechten Aknetherapie beizutragen, wurden die Ergebnisse des Expertenworkshops in einem Thesenpapier zusammengefasst. Die Expertenthesen zu Resistenzen in der Aknetherapie:Unsachgemäßer Einsatz von Antibiotika erzeugt Resistenzen und minimiert dadurch deren Wirkung und führt zu schwer beherrschbaren Folgen.

Eine Nutzen-Risiko-Abwägung zwischen dem Einsatz von Antibiotika beim einzelnen Patienten und dem öffentlichen Interesse am Erhalt der Wirksamkeit von Antibiotika muss erfolgen.Wie beim Einsatz von Antibiotika gegen systemische Infektionskrankheiten muss der Dermatologe auch bei der Akne diese Nutzen-Risikoabwägung vornehmen.

Akne ist keine Infektionskrankheit, sondern eine chronisch-entzündliche Erkrankung.P. acnes ist kein Auslöser, sondern ein Trigger der Akne.

Bei einer topischen Antibiotikatherapie gegen Akne können sich innerhalb kurzer Zeit Resistenzen bilden. Das führt zu einem verminderten Ansprechen der Aknetherapie.

Die Expertenthesen zu einer rationalen Aknetherapie:

- Als chronisch-entzündliche Erkrankung erfordert die Akne eine Langzeittherapie.

- Retinoide und Benzoylperoxid (BPO) sind Basis jeder Aknetherapie.

- Jede Aknetherapie sollte mindestens die drei pathogenetischen Faktoren gestörte Keratinisierung, Entzündung und Hyperkolonisation mit P. acnes parallel angehen.

- Wenn wirksame Therapiealternativen zur Verfügung stehen, sollte auf den Einsatz von Antibiotika - auch in Kombination - verzichtet werden.

- Der Einsatz von systemischen Antibiotika bei schweren Akneformen bedarf einer engen Risiko-Nutzen-Abwägung.

- Eine gezielte systemische Antibiotikatherapie sollte bei relevanter Ko-Kolonisation (gramnegative Follikulitis) kurzfristig eingesetzt werden.

Topische Monotherapien mit Antibiotika sind bei Acne vulgaris nicht indiziert. (eb)

Das Positionspapier im Internet: www.akne-plattform.de

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