Japan

Stammzellforscher produzieren Haut mit Haaren

Veröffentlicht:

TOKIO. Japanische Forscher haben aus den Stammzellen von Mäusen ein Hautstück mit Haaren und Talgdrüsen geschaffen.

Die künstliche Haut könne, im Gegensatz zu bisherigen biologischen Hautnachbildungen, nach einer Transplantation auf eine Maus sämtliche natürlichen Funktionen übernehmen, schreiben sie im Fachjournal "Science Advances" (2016; 2 (4), e1500887).

Das Team um Ryoji Takagi von der Tokyo University of Science hatte induzierte pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen) von Mäusen genutzt.

Das sind Körperzellen, die in eine Art embryonalen Zustand zurückversetzt wurden. Die Forscher beeinflussten die iPS-Zellen so, dass sich im Labor dreidimensionale kleine Gewebe-Klümpchen entwickelten.

Wissenschaftler beeinflussten Entwicklung

Diese "Embryoid bodies" differenzieren normalerweise unkontrolliert in verschiedene Gewebearten aus. Die Wissenschaftler beeinflussten die Entwicklung jedoch. So gaben sie etwa ein Signalprotein hinzu und setzten die "Embryoid bodies" zum Wachstum vorübergehend in die Nähe von Mäusenieren ein.

Darauf bildeten sich Hautzellschichten, Haarfollikel und andere Hautstrukturen. In den Follikeln befanden sich, wie beim normalen Haar, Talgdrüsen und Muskelfasern. Anschließend transplantierten die Forscher dieses Gewebe in die Haut anderer Mäuse.

Nach vierzehn Tagen wuchsen den transplantierten Nacktmäusen in diesem Bereich Haare. Das künstliche Gewebe ging zudem normale Verbindungen mit den umgebenden Nerven- und Muskelfasern ein.

Ein besonderes Risiko der Stammzellforschung - die Tumorbildung - blieb zudem aus.Auch nach drei Monaten war das Hautgewebe nicht befallen.

"Mit dieser neuen Technik, haben wir erfolgreich die normalen Funktionen der Haut nachgebildet. Wir kommen dem Traum näher, funktionierende Organe für Transplantationen im Labor zu erschaffen", wird der beteiligte Wissenschaftler Takashi Tsuji in einer Mitteilung des Riken Center for Developmental Biology (CDB) in Japan zitiert.

Hilfe für Patienten mit Verbrennung

Im nächsten Schritt, so kündigten die Forscher an, ginge es darum, mit der gleichen Methode menschliche Haut herzustellen. Diese könnte Patienten helfen, die unter Verbrennungen, Narben oder Haarausfall leiden, so die Wissenschaftler.

Die künstliche Haut könne aber auch als Testhaut für Laborversuche verwendet werden. Einen zeitlichen Rahmen nannten die Forscher nicht. Zudem sind die transplantierten Hautstückchen noch recht klein.

Die iPS-Zellen können sich zu jedem Zelltyp entwickeln. Besonderer Vorteil: Mögliches Ersatzgewebe für Patienten, das aus ihren eigenen Zellen entsteht, wird vom Körper nicht abgestoßen.

Der Japaner Shinya Yamanaka hatte für die 2006 gelungene Rückprogrammierung von Körperzellen zu iPS-Zellen bereits im Jahr 2012 den Medizin-Nobelpreis erhalten. (eb)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen