Mikroalbuminurie deutet auf hohes KHK-Risiko

WIESBADEN (bib). Nach klassischen Risikofaktoren wie Hypertonie oder Hypercholesterinämie wird bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen praktisch immer gesucht - nach Albuminurie jedoch eher selten. Dabei ist sie nicht nur Ausdruck eines Organschadens, sondern per se ein Indikator für ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko.

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Patienten mit zwei oder mehr Risikofaktoren, zumindest aber alle Diabetiker und Hypertoniker, sollten auf eine pathologische Eiweißausscheidung im Harn hin untersucht werden, empfehlen Professor Eberhard Ritz von der Universität Heidelberg und Professor Michael Böhm von der Universität Homburg/Saar.

Wie sie bei einer vom Unternehmen Sanofi-Synthélabo unterstützten Veranstaltung beim Internistenkongreß in Wiesbaden erläutert haben, steigt mit der Albuminurie nicht nur das Risiko für eine terminale Niereninsuffizienz, auch die kardiale Prognose verschlechtert sich deutlich.

In den aktuellen siebten Empfehlungen des US-amerikanischen Joint National Committee (JNC 7) werden Mikroalbuminurie und eine glomeruläre Filtrationsrate unter 60 Milliliter pro Minute als "major risk factors" gehandelt.

Aus gutem Grund: Wie Ritz erläuterte, korrelieren sowohl Nüchternblutzucker und Albuminausscheidung, als auch Body-Mass-Index und Albuminurie - und das nicht nur im diabetischen Bereich, und auch nicht nur bei Adipösen.

In einer Studie mit 982 Nicht-Diabetikern ging eine Mikroalbuminurie mit geringerer Insulinsensitivität einher. Ritz: "Das heißt: Die Albuminurie ist ein Indikator für das metabolische Syndrom." Und damit auch ein Indikator für das kardiovaskuläre Risiko. In der UKPD-Studie starben jährlich 0,7 Prozent der Diabetiker mit normaler Eiweißausscheidung, 2 Prozent mit Mikroalbuminurie, 3,5 Prozent mit großer Proteinurie und bei erhöhtem Kreatinin im Serum 12,1 Prozent. Bei Proteinurie war es wahrscheinlicher, an kardiovaskulären Ursachen zu sterben, als terminal niereninsuffizient zu werden.

Diabetiker und Hypertoniker mit Mikroalbuminurie müssen medikamentös besonders intensiv behandelt werden. ACE-Hemmer oder AT1-Antagonisten können die Progression der Nephropathie bremsen. So entwickelten in der IRMA-2-Studie mit Irbesartan (vom Unternehmen als Aprovel® angeboten) dosisabhängig deutlich weniger hypertensive Typ-2-Diabetiker mit Mikroalbuminurie eine Proteinurie als mit Standardtherapie. Teilweise kam es sogar zur Normalisierung des Urinbefundes, erinnerte Ritz.

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