"Die Herzstiftung ist ein Leuchtturm von Mitmenschlichkeit"

FRANKFURT/MAIN (dpa). Zu ihrem 25jährigen Bestehen hat die Deutsche Herzstiftung Fortschritte in der Medizin gewürdigt, zugleich aber Rückschritte bei der Patientenbetreuung kritisiert. "Sorgen macht uns die überdimensionierte Bürokratie, die die Ärzte von ihren eigentlichen Aufgaben abhält", sagte Stiftungsvorsitzender Professor Hans-Jürgen Becker am Freitag beim Festakt in der Frankfurter Paulskirche.

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Der Mitbegründer und frühere Vorsitzende Professor Martin Kaltenbach formulierte in der Festschrift: "Die Probleme haben sich seit 1979 gewandelt: Die Wartelisten der Herzchirurgie, durch die viele Menschen starben, gibt es nicht mehr. Aber ein anderer Mißstand hat sich eingeschlichen, unter dem die Patienten sehr leiden: Die Ärzte haben keine Zeit mehr."

Die Herzstiftung möchte in Zukunft die Prävention von Herzkrankheiten in den Mittelpunkt stellen. Mit der Erziehung zu ausreichender Bewegung, gesunder Ernährung und mit Anti-Rauch-Kampagnen müsse schon in der Schule begonnen werden. Ein weiterer Schwerpunkt soll die Forschungsförderung sein, damit der wissenschaftliche Nachwuchs nicht ins Ausland abwandert.

Medizinisch habe sich in den vergangenen 25 Jahren enorm viel getan, sagte Becker. Schrittmacher und Katheter, Bypass-Operation oder Ballondilatationen gehörten heute zum Standardprogramm. Dazu komme ein höherer Kenntnisstand der Bevölkerung: "Mehr als 80 Prozent der Menschen über 30 Jahre kennen die wichtigsten Anzeichen eines Herzinfarktes."

Die Schirmherrin der Herzstiftung, Barbara Genscher, lobte die Fortschritte bei der Behandlung von Kindern mit angeborenem Herzfehler. Vor 50 Jahren hätten drei Viertel nicht überlebt, heute erreichten neun von zehn das Erwachsenenalter. Ihr Mann, der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP), nannte die Herzstiftung einen "Leuchtturm von Bürgerverantwortung und Mitmenschlichkeit".

Die Deutsche Herzstiftung ist ein gemeinnütziger Verein, der 1979 von Ärzten gegründet wurde. Sie kämpft "zusammen mit hervorragenden Experten, die sich mit ihrem ganzen Wissen und ihrer Erfahrung engagieren", gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, heißt es auf der Website. Betont wird die enge Bindung an die Wissenschaft. Dem Wissenschaftlichen Beirat gehören fast alle führenden Kliniker und Wissenschaftler an, die auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen arbeiten.

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